Inhalt:
Die schwache Blase
Ursachen und Risikofaktoren
Die drei Schweregrade – von leicht bis stark
Professionelle Hilfe und Behandlung
Alltagstipps mit großer Wirkung
Ein herzhaftes Lachen, ein kräftiger Nieser, eine Runde auf dem Trampolin – und plötzlich passiert es: Ein paar Tropfen Urin gehen ungewollt ab. Für viele ist das ein Tabuthema, über das man lieber schweigt. Doch mit dieser „schwachen Blase“, wie dieser ungewollte Urinverlust häufig auch bezeichnet wird, bist Du keineswegs allein. Die sogenannte Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, gehört zu den häufigsten Formen der Blasenschwäche. Besonders Frauen sind betroffen – Schätzungen zufolge etwa jede fünfte. Aber auch Männer, vor allem nach einer Prostata-Operation, können darunter leiden.
In Deutschland leiden etwa 10 Millionen Menschen an einer Form der Inkontinenz, wobei die Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz genannt) eine der häufigsten Formen ist.
Insbesondere Frauen sind von Inkontinenz betroffen – 49 % von ihnen leiden an Belastungsinkontinenz.
Bei dieser Form der Inkontinenz verliert die Blase Harn, ohne dass vorher Harndrang auftritt. Der Grund: Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur oder ein unzureichend arbeitender Schließmuskel kann dem Druck im Bauchraum nicht mehr standhalten. Dieser Druck entsteht bei ganz normalen Alltagsbewegungen – beim Husten, Niesen, Lachen, Heben oder Sport. Selbst leichte körperliche Anstrengungen können genügen, um den Schließmechanismus der Harnröhre zu überfordern.
Im Unterschied dazu steht die Dranginkontinenz, bei der ein plötzlicher, starker Harndrang auftritt, der sich kaum oder gar nicht zurückhalten lässt. Und weil im Alltag oft beides zusammenkommt, sprechen Ärztinnen und Ärzte bei manchen Menschen auch von einer Mischinkontinenz – einer Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz.
Die Belastungsinkontinenz kann im Alltag stark belasten, ist medizinisch aber gut behandelbar. Viele Betroffene ziehen sich aus Angst vor peinlichen Situationen zurück, verzichten auf Sport oder Treffen mit Freunden. Das kann zu sozialer Isolation führen – und im schlimmsten Fall sogar depressive Verstimmungen begünstigen. Doch das muss nicht sein: Eine Belastungsinkontinenz ist kein unabwendbares Schicksal. Es gibt viele Wege, aktiv etwas dagegen zu tun und das Leben Schritt für Schritt zurückzugewinnen.
Belastungsinkontinenz wie Inkontinenz generell ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, das verschiedene Ursachen aufweisen kann. Auslöser und Symptome unterscheiden sich von Mensch zu Mensch – abhängig von der individuellen körperlichen Situation, Vorerkrankungen oder Lebensumständen. Um die passende Therapie zu finden, ist es wichtig, die eigenen Beschwerden richtig einzuordnen und zu verstehen, was dahintersteckt. Eine genaue Diagnose und Einschätzung des Schweregrads kann letztlich aber nur ein Arzt oder eine Ärztin stellen.
Im Zentrum steht meist eine Schwäche des Beckenbodens oder des Blasenverschlussapparats. Diese Muskeln und Gewebestrukturen sorgen dafür, dass Blase und Harnröhre fest an ihrem Platz bleiben und sich der Schließmuskel bei Druck auf den Bauchraum zuverlässig zusammenzieht. Ist dieser Mechanismus geschwächt oder geschädigt, übersteigt der Druck auf die Blase den Verschlussdruck des Schließmuskels – und es kommt zum unwillkürlichen Urinverlust.
Der Begriff „Stressinkontinenz“ kann irreführend sein: Er meint keinen seelischen Stress, sondern körperliche Belastung. Das englische Wort „stress“ steht hier schlicht für „Belastung“.
Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Das liegt daran, dass ihr Beckenboden im Laufe des Lebens mehrfach stark beansprucht wird – etwa durch Schwangerschaft und Geburt, hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre oder eine natürliche Bindegewebsschwäche. Auch Blasen- und Gebärmuttersenkungen, Übergewicht oder Operationen im Beckenbereich können den Beckenboden zusätzlich schwächen. Wenn das Gewebe nachgibt, verliert die Harnröhre ihren Halt – und beim Husten, Niesen oder Lachen kann Urin austreten.
Bei Männern hat die Belastungsinkontinenz meist andere Ursachen. Häufig tritt sie als Folge einer Prostata-Operation, auf insbesondere nach einer radikalen Prostatasektomie. Dabei kann der Schließmuskel verletzt oder geschwächt werden. Auch chronischer Husten, Verstopfung oder schwere körperliche Arbeit erhöhen das Risiko.
Wichtig zu wissen: Belastungsinkontinenz ist keine Alterserscheinung. Zwar steigt das Risiko mit den Jahren, aber auch junge Frauen – etwa nach Geburten oder intensiver sportlicher Belastung – können betroffen sein.
Neben den klassischen körperlichen Ursachen gibt es weitere Risikofaktoren: eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, zu häufiges oder zu seltenes Wasserlassen, chronische Harnwegsinfektionen oder neurologische Erkrankungen, die die Nervensteuerung der Blase beeinträchtigen. Auch psychische Belastungen, etwa durch Beziehungsprobleme oder Stresssituationen, können die Symptome verstärken.
Eine besondere Rolle spielen Hormone: Sinkt in den Wechseljahren der Östrogenspiegel, wird das Gewebe im Beckenboden weniger elastisch und schlechter durchblutet, was die Kontrolle über die Blase zusätzlich erschwert.
Mediziner:innen unterscheiden drei Schweregrade der Belastungsinkontinenz – je nachdem, bei welcher Belastung Urin verloren geht:
Grad 1: Urinverlust bei Husten, Lachen, Niesen oder kräftigem Pressen.
Grad 2: Urinverlust beim Aufstehen, Gehen, Springen oder Treppensteigen.
Grad 3: Urinverlust bereits in Ruheposition oder im Liegen.
Leichtere Formen (Grad 1 und 2) lassen sich meist gut mit gezieltem Beckenbodentraining oder physiotherapeutischen Maßnahmen behandeln. Auch bei schwereren Verläufen (Grad 3) gibt es heute effektive Therapien, die die Kontrolle über die Blase und damit die Lebensqualität deutlich verbessern können.
Eine Belastungsinkontinenz ist kein unausweichliches Schicksal – sie lässt sich in den meisten Fällen wirksam behandeln. Entscheidend ist, dass Du frühzeitig aktiv wirst. Je eher Du ärztlichen Rat suchst, desto besser sind die Chancen, Deine Beschwerden dauerhaft zu lindern oder sogar vollständig zu beheben.
Wenn Du bemerkst, dass sich Dein Urinverlust trotz regelmäßigem Beckenbodentraining nicht bessert oder Deine Beschwerden zunehmen, solltest Du Deine Urologin, Deinen Urologen oder Deine Gynäkologin aufsuchen. Auch wenn die Inkontinenz Deinen Alltag einschränkt oder Du merkst, dass Dich die Situation psychisch belastet – etwa durch Scham oder Rückzug –, ist es Zeit, Hilfe anzunehmen.
Im Arztgespräch steht zunächst die Anamnese: Du berichtest, wann und in welchen Situationen Urinverlust auftritt, wie häufig das geschieht und ob Begleitsymptome bestehen. Ein sogenanntes Miktionsprotokoll kann dabei sehr hilfreich sein – notiere darin, wann Du trinkst, wie oft Du Wasser lässt und wann es zu unwillkürlichem Harnabgang kommt.
Im Anschluss folgen körperliche Untersuchungen, etwa eine Beckenbodenuntersuchung oder eine Harnröhrendruckmessung, um die Funktion des Schließmuskels zu prüfen. All das hilft Deiner Ärztin oder Deinem Arzt, die passende Therapie zu finden – individuell abgestimmt auf Deine Lebenssituation und den Schweregrad der Belastungsinkontinenz.
Leichte bis mittelschwere Belastungsinkontinenzen (Grad 1 und 2) lassen sich häufig mit sogenannten konservativen Therapien erfolgreich behandeln:
Wenn konservative Maßnahmen allein nicht ausreichen, können medikamentöse Therapien sinnvoll sein:
Zeigen all diese Ansätze keine ausreichende Wirkung – insbesondere bei einer schweren Belastungsinkontinenz (Grad 3) –, kommen operative Verfahren in Betracht. Dazu gehören etwa die MUS-Operation (Einlage eines spannungsfreien Bändchens zur Stabilisierung der Harnröhre), die Kolposuspension, die Implantation eines künstlichen Schließmuskels oder eine Unterspritzung der Harnröhre. Solche Eingriffe werden in spezialisierten Kontinenz- und Beckenboden-Zentren angeboten, in denen individuell geprüft wird, welche Methode am besten geeignet ist.
Je nach Schwere der Belastungsinkontinenz und der gewählten Therapieform können Betroffene mit einer spürbaren Besserung innerhalb von 2 bis 3 Monaten rechnen.
Neben der medizinischen Behandlung kannst Du selbst viel tun, um Deine Blase zu unterstützen:
Auch kleine Veränderungen können einen großen Unterschied machen. Mit der richtigen Therapie, fachlicher Begleitung und ein wenig Geduld lässt sich die Belastungsinkontinenz oft deutlich verbessern – und damit ein großes Stück Lebensqualität zurückgewinnen.
Finde jetzt raus, welches Produkt Dir am besten helfen kann und bestell Dir kostenlos Dein Leben ohne Druck Testpaket.