Gesund und trocken durchs Leben

Wir alle wollen möglichst lange fit und gesund durchs Leben gehen. Mit dem richtigen Lebensstil können wir einen entscheidenden Beitrag dazu leisten. Wir können damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Demenz erheblich senken. Aber wusstest Du, dass Du mit einer gesunden Lebensweise auch die Wahrscheinlichkeit, an Inkontinenz zu leiden, maßgeblich beeinflussen kannst? Hier erfährst Du, welche Risikofaktoren eine Blasenschwäche begünstigen können und auf welche Du positiven Einfluss nehmen kannst, um möglichst gesund und weitestgehend trocken durchs Leben zu kommen.

Was bringt den Körper dazu, die Kontrolle über eine so grundlegende Funktion zu verlieren? Die Antwort ist komplex, da Inkontinenz weniger als Krankheit, sondern vielmehr als Symptom unterschiedlicher Erkrankungen und individueller Umstände zu verstehen ist. Hier kommen die wichtigsten Ursachen:

Übergewicht – Druck auf die Blase

Die Muskulatur des Beckenbodens ist ein wahres Wunderwerk der Natur – sie hält die inneren Organe in Position und sorgt dafür, dass wir die Kontrolle über unsere Blase behalten. Nun stell Dir vor, Deine Blase ist wie ein Ballon, der ständig unter Druck steht. Genau das passiert, wenn Übergewicht den Bauchraum belastet. Das zusätzliche Gewicht übt permanent Druck auf die Blase und den Beckenboden aus. Diese ständige Überbeanspruchung kann ihn so schwächen, dass er seine Funktion nicht mehr richtig erfüllen kann. Die Folge? Eine Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz genannt), die besonders bei körperlichen Aktivitäten wie Husten, Lachen oder Heben auftritt. Zudem kann Übergewicht auch den Hormonhaushalt durcheinanderbringen, was die Situation noch verschärft. Insbesondere bei Frauen schwächt ein Ungleichgewicht von Hormonen wie Östrogen den Beckenboden weiter und erhöht die Anfälligkeit für Inkontinenz.  

Lebensstil und Trinkverhalten

Auch Dein Lebensstil und insbesondere Dein  Trinkverhalten  können eine Blasenschwäche begünstigen. Wenn Du morgens nicht ohne Kaffee in Schwung kommst und abends gerne ein Glas Wein genießt, können diese kleinen Vergnügen Deiner Blase schaden. Koffein und Alkohol sind starke Reizstoffe für die Blase. Sie erhöhen die Urinproduktion und reizen die Blasenwand, was zu häufigem, plötzlichen Harndrang führen kann – auch wenn die Blase nicht voll ist. Doch nicht nur auf die Art des Getränks, auch auf die richtige Menge kommt es an. Paradoxerweise kann sowohl zu wenig als auch zu viel zu trinken Deine Blasenkontrolle beeinträchtigen. Trinkst Du zu wenig, wird Dein Urin konzentrierter, was die Blase reizt. Trinken wir zu viel auf einmal, können wir die Blase überfordern, was zu häufigem Wasserlassen führt und die Blasenkontrolle erschwert. Auch  Stress  ist ein unsichtbarer Feind Deiner Blasengesundheit. Chronischer Stress kann den Beckenboden schwächen und die Blase überreizen. Ein weiterer Risikofaktor ist das Rauchen. Es erhöht nicht nur das Risiko für viele Krankheiten, sondern bewirkt auch chronischen Husten, der wiederum den Druck auf den Beckenboden verstärkt – ein Teufelskreis, der zur Harninkontinenz führen kann. 

Körperliche Belastung

Körperliche  Aktivität ist wichtig für unsere Gesundheit – aber wusstest Du, dass sie auch zu einer Blasenschwäche führen kann? Besonders bei intensiver körperlicher Anstrengung, wie schwerem Heben oder  High-Impact-Sportarten, wird dieser Muskelbereich stark beansprucht. Jedes Mal, wenn Du Gewichte hebst, sprintest oder auch nur hustest, steigt der Druck in Deinem Bauchraum. Dieser Druck wirkt nach unten auf den Beckenboden. Ist dieser nicht stark genug, um dem standzuhalten, kann es zu unkontrolliertem Urinverlust kommen. Besonders betroffen sind Sportarten wie Gewichtheben, CrossFit oder Trampolinspringen. Die gute Nachricht: Oft ist nicht die Aktivität selbst daran schuld, sondern die Art und Weise, wie wir sie ausführen. Eine falsche Körperhaltung oder Atemtechnik kann den Druck auf den Beckenboden erhöhen. Aufhören solltest Du deshalb nicht! Lass Dir am besten von einem fachlich versierten Trainer oder einer Trainerin die richtige Technik zeigen. Auch wichtig: Gönn Deinem Körper ausreichend Erholungsphasen. Zusätzlich kannst Du mit gezieltem  Beckenbodentraining  die Muskulatur stärken und so einer Blasenschwäche entgegenwirken.

Übergewicht, ein etwas ungesünderer Lebensstil sowie eine hohe körperliche Belastung begünstigen Harninkontinenz. Das Gute daran: Du hast es selbst in der Hand und kannst diese Faktoren maßgeblich beeinflussen. Ein gesunder Lebensstil und ein Bewusstsein für den eigenen Körper können helfen, das Risiko zu minimieren. Natürlich seien Dir auch Genuss und Spaß gegönnt – in einem vernünftigen Ausmaß gehören sie zu einem erfüllten Leben dazu. Achte einfach auf eine ausgewogene Flüssigkeitszufuhr, regelmäßige Bewegung, reduziere Koffein und Alkohol, halte ein gesundes Gewicht und finde Wege, Stress abzubauen. Dein Körper wird es Dir danken – und Deine Blase auch! 

Lassen sich auch nicht alle Faktoren beeinflussen, so gibt es doch auch für die folgenden Ursachen diverse Möglichkeiten, der Harninkontinenz entgegenzuwirken und – mit der richtigen Unterstützung – weiterhin ein erfülltes Leben zu führen. Hier kommen weitere Ursachen und Umstände, über die Du Bescheid wissen solltest: 

Schwangerschaft und Geburt – Eine Herausforderung für den Beckenboden

Während der  Schwangerschaft  und vor allem bei der Geburt, besonders bei einer vaginalen Entbindung, wird der Beckenboden extrem beansprucht. Die Muskeln müssen sich dehnen, um das Baby passieren zu lassen, was zu kleinen Verletzungen oder sogar zu dauerhaften Veränderungen führen kann. Diese Dehnungen und Verletzungen können Muskulatur und Nerven beeinträchtigen, die die Blase kontrollieren, was das Risiko einer Harninkontinenz erhöht. Während und nach der Schwangerschaft verändern sich zudem die Hormone im Körper drastisch. Insbesondere der Rückgang des Hormons Relaxin nach der Geburt, das während der Schwangerschaft die Bänder und Muskeln lockert, kann die Stabilität des Beckenbodens weiter beeinträchtigen. Diese hormonellen Veränderungen tragen ebenfalls dazu bei, dass die Blase weniger gut kontrolliert werden kann. Mit gezieltem  Beckenbodentraining  können von Harninkontinenz betroffene Frauen die Ursache aber meist unkompliziert wieder in den Griff bekommen.   

Alter und Geschlecht – Wechseljahre, Prostata & Co.

Unser Körper verändert sich mit den Jahren. Die Muskeln, die die Blase stützen, werden schwächer. Besonders der Beckenboden, der über Jahrzehnte hinweg treue Dienste geleistet hat, verliert an Stärke. Das ist ganz natürlich, kann aber die Kontrolle über die Blase beeinträchtigen. Bei Frauen spielen zudem die  Wechseljahre  eine zentrale Rolle. Der Rückgang des Östrogenspiegels kann das Gewebe um die Blase herum schwächen. Auch  Männer  bleiben nicht verschont: Mit dem Alter treten häufiger Prostataprobleme auf, beispielsweise eine  vergrößerte  Prostata. Dies und damit verbundene  Prostata-Operationen sind häufig die Ursache für eine meist vorübergehende Harninkontinenz, die aber mit der entsprechenden Therapie gut in den Griff zu bekommen ist. 

Genetische Veranlagung

Tatsächlich kann auch Deine genetische Veranlagung beeinflussen, wie gut Dein Körper die Blase kontrolliert. Die Beckenbodenmuskulatur ist entscheidend für die Kontrolle über die Blase. Wenn diese Muskeln von Natur aus schwächer sind, erhöht sich das Risiko einer Blasenschwäche. Und hier kommt die Genetik ins Spiel: Einige Menschen haben eine genetische Veranlagung, die dazu führt, dass ihr Bindegewebe und ihre Muskeln weniger fest sind – das kann auch den Beckenboden betreffen und das Risiko für Inkontinenz erhöhen. Besonders Frauen mit familiärer Vorbelastung können schon in jüngeren Jahren erste Anzeichen bemerken. Mit einem bewussten Lebensstil und gezieltem Training können Betroffene viel tun, um die Blasengesundheit zu schützen – auch wenn die Gene nicht auf Deiner Seite sind. 

Chronische Erkrankungen – Diabetes, Parkinson und Co.

Bei Diabetes können hohe Blutzuckerwerte über Jahre hinweg die Nerven schädigen, die für die Blasenfunktion verantwortlich sind. Diese Nervenschäden beeinträchtigen die Sensibilität und die Kontrolle über die Blase, was zu ungewolltem Urinverlust führen kann. Ähnlich beeinflusst Parkinson das zentrale Nervensystem und kann die Fähigkeit zur Blasenkontrolle beeinträchtigen. Die Erkrankung stört die Signalübertragung und beeinträchtigt die Koordination der Blasenmuskulatur. Auch neurologische Erkrankungen wie Alzheimer oder ein Schlaganfall können kognitive Funktionen und die Bewegungskoordination stark beeinträchtigen. Von Alzheimer Betroffene haben oft Schwierigkeiten, den Harndrang rechtzeitig zu erkennen oder sich an den Toilettengang zu erinnern. Bei Erkrankungen wie MS kann die Schädigung der Nervenbahnen zu einer überaktiven Blase führen, die häufige, plötzliche und unkontrollierbare Urinabgänge verursacht.  

Medikamente und Inkontinenz

Medikamente, die zur Beruhigung oder als Schlafhilfe eingesetzt werden, entspannen nicht nur den Geist, sondern oft auch die Muskeln. Auch einige Medikamente, die zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden, wirken muskelentspannend – das ist gut für die Arterien, aber weniger gut für die Blase. Beide genannten Medikamente schwächen den Beckenboden inklusive des Blasenschließmuskels, sodass Urin leichter entweicht – besonders in der Nacht, wenn man in den tiefen Schlafphasen nicht merkt, dass die Blase voll ist. Weitere Mittel, die eine Belastung für die Blase darstellen, sind Diuretika. Sie dienen dazu, überschüssiges Wasser aus dem Körper zu spülen, und helfen Patienten bei Bluthochdruck und Herzproblemen, aber regen auch die Nieren an, mehr Urin zu produzieren. Das kann zu häufigem Harndrang führen und das Risiko von Inkontinenz erhöhen. Einige Antidepressiva und Antipsychotika können die Nervenimpulse stören, die normalerweise die Blase steuern, und das zentrale Nervensystem so beeinflussen, dass es zu einer Überaktivität der Blase kommt oder das Signal unterdrückt wird, das normalerweise den Drang zum Wasserlassen meldet.

Wenn Du betroffen bist oder erste Anzeichen bei Dir bemerkst, scheue Dich nicht, darüber zu  sprechen. Harninkontinenz mag eine Belastung darstellen, ist aber kein unabwendbares Schicksal. Du kannst Dich zunächst vertrauensvoll an Deinen Hausarzt oder Deine Hausärztin wenden. Dieser oder diese kann eine erste Diagnose stellen, Deine Beschwerden einschätzen und gegebenenfalls an einen Facharzt oder eine Fachärztin weiterverweisen. Hier können eine individuelle, auf den Patienten abgestimmte Behandlung und unterschiedliche Maßnahmen einer Therapie besprochen werden. 

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