Du musst Dich für Deine Inkontinenz nicht schämen!

Wir reden viel zu selten über Scham! Dabei ist dieses Thema gerade für Menschen mit Inkontinenz sehr wichtig. Denn viele schämen sich dafür, dass sie eine Blasenschwäche haben und verschweigen ihre Gefühle. Dabei kann ein offener Umgang mit Inkontinenz viel zu Deinem Wohlbefinden beitragen. Darum fragen wir heute: Wie komme ich besser mit meiner Scham klar?

Scham hat den schlimmen Effekt, dass wir uns allein fühlen. Es ist manchmal so schwierig, sich anderen Menschen anzuvertrauen. Dabei ist ganz klar, dass alle Menschen sich schämen. Denn wir leben in einer Gesellschaft, die uns konstant das Gefühl gibt, nicht genug zu sein. Das gilt besonders für unser körperliches Wohlbefinden. Denn in der Werbung oder auf Instagram wird uns andauern vorgelebt, dass es an Dir liegt, wenn Du nicht schlank genug bist, wenn Du nicht dem herkömmlichen Schönheitsideal entsprichst oder ein körperliches Leiden hast. Darum ist Inkontinenz für Betroffene so schambehaftet, weil das Gefühl entsteht: Es ist Deine Schuld, dass etwas mit Dir nicht stimmt! Aber wie können wir einen anderen Weg finden, damit wir uns für das, wofür wir uns nicht schämen müssen, auch nicht mehr schämen? 

Foto einer Gruppe Menschen, die lachen

Was Alok uns über die Scham beibringen kann

Eine Antwort auf diese Frage liefert Alok Vaid-Menon. Alok schreibt Gedichte, bringt Modekollektionen heraus und macht sich in einem Bühnenprogramm für die queere Community stark. Alok selbst ist gender non-conforming  und benutzt für sich das Pronomen they. Und they kann uns richtig viel darüber beibringen, wie wir mit unserer eigenen Scham umgehen. Denn Alok hat sich schon für sehr viel geschämt. Als Kind war Alok zu feminin. Als Erwachsener war Aloks Körper zu behaart. Und beide Male haben andere gesagt: Das ist nicht normal, dafür musst Du Dich schämen. Und es hat lang gedauert, bis Alok aus dieser Scham ausbrechen konnte. Heutzutage sagt Alok: „Ich wurde mit zwei Lungen, einem Herzen und ohne Scham geboren.“

Du bist nicht Deine Scham

Was lernen wir von Alok über das, wofür wir uns schämen? Wir lernen: Unsere Scham, kommt nicht aus uns heraus. Sie kommt aus einer Gesellschaft, die nur mit dem Maximum, das niemand von uns erreichen kann, zufrieden ist. Aus diesem Grund hat Alok eine Meditationstechnik entwickelt, von der wir euch erzählen wollen.

In einem Podcast vom Rubin Museum of Art in New York sagt Alok: „Die Leute glauben immer, dass Schönheit damit zu tun hat, wie wir aussehen. Aber für mich ist Schönheit das, was wir fühlen. (…) Jedes Mal, wenn ich mich schäme, atme ich an diesen Ort. Wenn ich mich also dafür schäme, dass ich Haare im Gesicht habe, schließe ich meine Augen und atme in diese Stelle hinein. Und ich frage mich: Bin ich das, oder ist das jemand anderes? Bin das ich? Oder ist das jemand anderes? Und dann frage ich so lange, bis ich mich daran erinnern kann, dass diese Scham nicht meine eigene war.“ 

Reden wir darüber

Betroffene schämen sich für ihre Inkontinenz. Und das ist ein Problem, weil wir dann nicht über das reden, wofür wir uns schämen. Dabei ist das der beste Weg, um bei Blasenschwäche Hilfe zu bekommen. Das hat uns auch Inkontinenz-InfluencerinBirgit Bulla gesagt: „Der beste Tipp gegen Blasenschwäche, den ich habe, ist ganz einfach: Redet drüber. Ich weiß, es ist nicht das Geilste in der Praxis gefragt zu werden, wie oft Du in die Hose machst. Aber das ist alles nicht so schlimm und es gibt Lösungen. Das Leben ist wunderbar. Daran ändert Inkontinenz nichts.“ Das ist genau die richtige Haltung, wenn Du Blasenschwäche hast. Denn Du hast keine Schuld und musst Dich nicht schämen. Lasst uns lieber offen über die Ursachen und Behandlungen von Inkontinenz, reden. Gewöhnen wir uns an Worte wie Blase, Urin, Harndrang, Beckenboden & Co. Millionen Menschen haben manchmal Probleme mit der Blase. Frauen, Männer, Kinder, Senioren. Alle von uns tut es gut, wenn die Blase kein Tabuthema mehr ist. Also los, sprechen wir darüber und lasst uns zusammen herausfinden, wie es uns besser geht und wir glücklich sein können.