Nur ein paar Tröpfchen oder schon inkontinent?

Blasenschwäche ist ein Thema, über das viele Menschen ungern sprechen. Es handelt sich jedoch um ein weit verbreitetes Problem, das Männer und Frauen jeden Alters betreffen kann. Doch wenn es gelegentlich tröpfelt und ungewollt Urin ausläuft, erhoffen sich viele Betroffene erste Hilfe im weltweiten anonymen Netz. Lieber tippt man heimlich bei Google „Urin läuft einfach raus“ ein, als den Partner oder die Partnerin ins Vertrauen zu ziehen oder den Hausarzt um Rat zu fragen. Woran Du erkennst, ob und an welcher Form von Harninkontinenz Du leidest und ob es Handlungsbedarf gibt, erfährst Du hier.

Formen der Harninkontinenz

Blasenschwäche und Harninkontinenz sind im Wesentlichen dasselbe. Der Begriff Blasenschwäche wird oft synonym mit Harninkontinenz verwendet. Beide Begriffe beziehen sich auf das Problem der unfreiwilligen Entleerung der Blase, sei es durch Tropfen, geringfügigen Harnverlust oder den vollständigen Verlust der Kontrolle über die Blase. Harninkontinenz ist lediglich der medizinische Begriff für eine hyperaktive Blase, sprich den ungewollten Verlust von Urin. Auch Begriffe wie Reizblase, hyperaktive Blase oder unkontrollierter Harndrang bezeichnen ungewolltes Wasserlassen. 

Es gibt verschiedene Arten von Harninkontinenz, die von gelegentlichem unkontrolliertem Urinverlust bis hin zu schwerwiegenderen Fällen reichen können.

  • Stress- oder Belastungsinkontinenz: Diese tritt auf, wenn Urin austritt, sobald der Bauchdruck steigt, etwa beim Lachen, Husten, Niesen oder Heben von schweren Gegenständen.
  • Dranginkontinenz: Hier verspüren Betroffene einen plötzlichen und starken Drang, zur Toilette zu gehen, können jedoch den Urinverlust nicht verhindern.
  • Mischinkontinenz: eine Kombination aus Stress- und Dranginkontinenz.
  • Überlaufinkontinenz: Hierbei ist die Blase nie vollständig entleert, was zu einem ständigen Tropfen oder Auslaufen führen kann.
  • Funktionelle Inkontinenz: Diese tritt auf, wenn körperliche oder geistige Einschränkungen die Fähigkeit beeinträchtigen, die Toilette rechtzeitig zu erreichen.

Die beiden häufigsten Formen sind Stress- beziehungsweise Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. 

Dabei ist wichtig zu verstehen, dass gelegentlicher Urinverlust nicht unbedingt bedeutet, dass Du bereits als inkontinent giltst. Es ist normal, ab und zu ein paar Tröpfchen zu verlieren, insbesondere im Alter oder nach der Geburt eines Kindes. Ein Anzeichen für echte Harninkontinenz ist jedoch, wenn der Urinverlust regelmäßig oder in größeren Mengen auftritt und das tägliche Leben beeinträchtigt. Doch wie erkenne ich, ob ich bereits als inkontinent gelte und Hilfe benötige? 

Woran merke ich, dass ich inkontinent bin?

Die Diagnose von Inkontinenz erfordert in der Regel eine ärztliche Untersuchung und Beurteilung. Wenn Du das Gefühl hast, Du könntest unter Inkontinenz leiden, solltest Du auf jeden Fall einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren, um die Ursache für Deine Blasenschwäche herauszufinden und eine genaue Diagnose und geeignete Behandlungsoptionen zu erhalten. 
 
Das häufigste und offensichtlichste Symptom der Harninkontinenz ist natürlich der ungewollte Verlust von Urin. Dies kann in verschiedenen Formen auftreten, einschließlich Tropfen, Leckagen oder völligem Verlust der Blasenkontrolle. Aber ein häufiger Harndrang, also das dringende Bedürfnis, oft zur Toilette gehen zu müssen, kann ein Anzeichen für eine überaktive Blase sein. Wem es schwerfällt, den Harndrang zu unterdrücken, kann eventuell von Dranginkontinenz betroffen sein. Wenn bei Belastungen der Blase, etwa durch Niesen, Husten, Lachen oder Heben von schweren Gegenständen, ungewollt Urin austritt, kann auch dies ein Zeichen für Inkontinenz sein. Hier kommt es ganz darauf an, welche Menge Urin austritt und inwiefern dadurch Deine Lebensqualität eingeschränkt wird. Auch ein nächtlicher Harndrang, also wenn Du nachts wiederholt unfreiwillig urinieren musst, kann ein Zeichen für nächtliche Harninkontinenz sein. 
 
Es ist wichtig zu beachten, dass Inkontinenz in vielen Formen auftreten und unterschiedliche Ursachen haben kann, einschließlich altersbedingter Veränderungen, Geburten, neurologischer Erkrankungen, Harnwegsinfektionen und anderer Gesundheitsprobleme. Nur ein Experte kann die Symptome beurteilen, die individuellen Ursachen ergründen, gegebenenfalls weitere Tests durchführen und eine genaue Diagnose stellen. Die entsprechende Therapie von Inkontinenz hängt von der Ursache und der Art der Inkontinenz ab und kann von konservativen Maßnahmen bis zu medikamentöser oder chirurgischer Intervention reichen. Es ist daher unbedingt ratsam, ärztlichen Rat einzuholen, wenn Du eine Inkontinenz vermutest. 

Wann sollte ich mir Hilfe suchen und an wen wende ich mich?

Wenn eines oder mehrere der oben genannten Symptome auftreten oder Du einfach den Verdacht hast, an einer schwachen Blase zu leiden, dann solltest Du in jedem Fall ärztlichen Rat einholen – lieber zu früh als zu spät. Ein Arzt oder eine Ärztin kann die Ursache Deiner Harninkontinenz feststellen und geeignete Behandlungsoptionen empfehlen. Diese können von Physiotherapie und Verhaltensänderungen bis hin zu Medikamenten oder in schweren Fällen sogar chirurgischen Eingriffen reichen. Dein erster Ansprechpartner sollte in der Regel der Hausarzt oder die Hausärztin sein. Diese können Dich an einen Spezialisten wie einen Urologen oder eine Urologin überweisen oder ein Kontinenzzentrum empfehlen, wenn dies erforderlich ist.

Scheue Dich nicht, offen über Deine Symptome zu sprechen, denn die rechtzeitige Diagnose und Behandlung von Harninkontinenz kann Dir zu einer besseren Lebensqualität verhelfen. Kennst Du erst die Form Deiner Blasenschwäche, ist sie in den meisten Fällen in den Griff zu bekommen oder zumindest deutlich zu verbessern. Deine Optionen reichen von Beckenboden- und Blasentraining über Änderungen des Lebensstils, von medikamentösen Behandlungen, Injektionen bis zur Verwendung von Pessaren und chirurgischen Eingriffen. Und ganz nebenbei gibt es mittlerweile eine große Auswahl an Produkten mit einem hohen Tragekomfort und für sicheren Schutz

Offenheit

Die Zahlen variieren, aber schätzungsweise 13 von 100 Erwachsenen sind in Deutschland durchschnittlich über alle Altersstufen hinweg von Harninkontinenz betroffen, Frauen dabei häufiger als Männer. Diese Angaben sind schwer zu treffen und zu verifizieren, weil das Thema Inkontinenz noch immer ein Tabuthema ist. Viele Betroffene empfinden Scham und geben in Umfragen nicht an, inkontinent zu sein. Doch genau wie alle anderen geschätzten zehn Millionen Betroffenen solltest Du Dir Deine Lebensqualität bewahren und offen und humorvoll mit dem Thema umgehen. Eine, die ihre Blasenschwäche öffentlich zu einem äußerst unterhaltsamen und humorvollen Thema macht, ist Birgit Bulla. In den sozialen Medien und auf ihrem Blog „Pinkel Belle“ berichtet sie mit liebevoller Ironie über ihren feucht-fröhlichen Alltag.




Frequently asked questions
Inkontinenz – was hilft wirklich?



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