Leistungssport und Inkontinenz – meistens Frauensache
Dass Frauen nach einer Schwangerschaft oder im Alter häufiger von Inkontinenz betroffen sind, ist bekannt. Doch nur wenige wissen, dass auch im Leistungssport das Risiko für Harninkontinenz besonders bei Frauen stark erhöht ist, und das bereits in jungen Jahren. Für betroffene Athletinnen kommt der Urinverlust meistens unerwartet. Aufklärung tut not. Deshalb nehmen wir hier die Ursachen für Inkontinenz im Leistungssport genauer unter die Lupe.

Höher, schneller, weiter: Viele Leistungssportlerinnen kennen ihren Körper aus dem Effeff und trainieren bereits in ihrer Jugend fokussiert nach ausgeklügelten Plänen, um Höchstleistungen erbringen zu können. 
 
Ein Bereich wird im Trainingsalltag aber in der Regel sträflich vernachlässigt: die Körpermitte, also die Muskulatur des Beckenbodens. Das rächt sich früher oder später. Wie aus dem Nichts verlieren manchmal schon achtzehnjährige voll durchtrainierte Sportlerinnen auf einmal bei bestimmten belastenden sportlichen Übungen einige Tropfen Urin. 
 
Die Verunsicherung bei den betroffenen Athletinnen ist groß, die Scham, darüber zu sprechen, noch größer. Denn noch ist Inkontinenz im Sport ein hochsensibles Thema. Dabei könnte eine Enttabuisierung Betroffenen dabei helfen, schneller gezielte Unterstützung im Trainingsalltag zu bekommen. Ungewollter Urinverlust im Sport lässt sich nämlich nicht nur vorbeugen, sondern man kann diesem auch erfolgreich entgegenwirken. Was also tun?

Welche Sportarten erhöhen das Inkontinenzrisiko?

Zunächst geht es für Betroffene darum zu verstehen, wie es zum unkontrollierten Harnverlust im Leistungssport bei Frauen kommen kann. Denn aus gynäkologischer und urologischer Sicht sind die jungen Athletinnen in der Regel absolut gesund. Es liegt auch nicht an einer zu großen Flüssigkeitsaufnahme. Diese ist sogar essenziell, um nicht an mentaler und körperlicher Leistungsfähigkeit zu verlieren. 
 
Die Ursache für die sportbedingte Inkontinenz ist stattdessen in der Regel eine Überbeanspruchung des Beckenbodens. Das heißt, seine muskuläre Struktur hält bestimmten sportlichen Belastungen nicht mehr Stand. Dies ist zum Beispiel häufig bei Sportarten der Fall, die viele Sprungelemente enthalten, wie etwa bei Volleyball, Handball, Basketball, Ballett, Leichtathletik oder Turnen. Das immer wiederkehrende Aufkommen auf dem harten Boden im täglichen Training oder bei Wettbewerben ist für die Beckenbodenmuskulatur also ein echter Belastungstest. 
 
Besonders anfällig für Inkontinenz sind Trampolinspringerinnen. Denn je weicher der Untergrund, desto schwerer fällt es, die Muskeln der Körpermitte koordiniert zusammenzuziehen. Ein geschwächter Beckenboden ist die Folge. Bei Sportarten mit geringer Aufprallbelastung wie etwa Radfahren, Schwimmen oder Golf ist das Inkontinenzrisiko für Leistungssportlerinnen hingegen viel geringer. 

Warum beeinflussen Psyche und Hormone eine Inkontinenz?

Die Sprungbelastung ist nicht die einzige Ursache für unkontrollierten Harnverlust. Hormonelle Bedingungen und psychische Belastungen spielen dabei ebenfalls eine große Rolle. 
 
Sind die Sportlerinnen einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt, kann ihnen dies auf die Seele und auf den Magen schlagen. Das erhöht wiederum das Risiko eines Gewichtsverlusts. Besonders kritisch ist dies, wenn eine Sportart betrieben wird, in der der Anteil an Körperfett ohnehin gezielt reduziert wird. Dann droht durch den zusätzlichen Gewichtsverlust ein Hormon- beziehungsweise Östrogenmangel, durch den die Periode ausbleiben kann. Zusätzlich erschlafft dann meist auch die Beckenbodenmuskulatur und die Schleimhäute von Blase und Harnröhre werden dünner. Ein geringerer Verschlussdruck des Harnleiters kann die Folge sein, sodass das Risiko einer Inkontinenz deutlich zunimmt. 

Wie lässt sich Inkontinenz im Leistungssport behandeln und vorbeugen?

Doch so weit muss es nicht kommen. Werden von vornherein gezielte Übungen in den Trainingsplan von Leistungssportlerinnen integriert, verringert sich auch das Inkontinenzrisiko der Athletinnen. Diese basieren in der Regel auf dem bewussten An- und Entspannen des Beckenbodens, was dem aktiven Zurückhalten von Urin ähnelt. 
 
Wichtig dabei ist, dass die Übungen genau auf die körperlichen Belastungen der jeweiligen Sportart abgestimmt sind. Hier stehen Trainer, Vereine und Verbände in der Pflicht, die jungen Sportlerinnen schon früh für das Thema zu sensibilisieren und entsprechende Maßnahmen in den Trainingsalltag einzubauen. 
 
Ein aktives Training des Beckenbodens ist allerdings gar nicht so leicht, denn besonders junge Sportlerinnen müssen zunächst einmal lernen, diesen gezielt anzusteuern. Dabei helfen können spezielle Trainingsgeräte, bei denen der Erfolg via Bildschirm direkt sicht- und messbar ist. Dies gilt ebenso, sofern die Inkontinenz bereits besteht und spezielle Übungen den Beckenboden stärken sollen. 
 
Die Erfolgschancen sind gut. Das heißt, bei regelmäßigem Training der entsprechenden Muskeln erlangen die Sportlerinnen in der Regel die Kontrolle über ihre Blase selbst bei belastenden Sportbewegungen zurück. 

Warum sind Männer deutlich seltener im Leistungssport von Inkontinenz betroffen?

Männer sind im Leistungssport viel seltener von Inkontinenzproblemen betroffen. Der Grund: Ihre Muskulatur ist aufgrund des hohen Testosterongehalts von Natur aus viel kräftiger, auch die des Beckenbodens. Leiden sie beim Sport unter Blasenschwäche, hat dies meist urologische Gründe. 

Fazit

Das Thema Inkontinenz darf im sportlichen Alltag kein Tabu sein. Um das Risiko eines unkontrollierten Harnverlusts bei Leistungssportlerinnen zu reduzieren, ist es deshalb wichtig, dass spezielle Übungen zur Stärkung des Beckenbodens bereits frühzeitig in die Trainingspläne integriert werden. 




Frequently asked questions
Inkontinenz – was hilft wirklich?