Männliche Inkontinenz im Fokus: Wie Prostatawachstum und Inkontinenz zusammenhängen
In der Welt der medizinischen Gesundheitsprobleme gibt es einige Themen, über die Männer meist nur ungern sprechen. Eines davon ist die männliche Inkontinenz. Doch genau dieses Tabuthema verdient Aufmerksamkeit und Empathie. Harninkontinenz, also der ungewollte Urinverlust, betrifft vermehrt Männer wie Frauen im zunehmenden Alter. Die Ursachen sind so vielfältig wie die Betroffenen selbst. Bei Frauen können die Wechseljahre ein Grund für die Blasenschwäche sein, aber auch Männer ab dem 50. Lebensjahr sind häufiger betroffen, als viele denken. Ein Grund für männliche Blasenschwäche kann eine vergrößerte Prostata sein, die die Harnröhre einengt und dadurch zu Problemen der Blase wie unkontrolliertem Wasserlassen führen kann.

In Deutschland leiden etwa 14,3 Prozent der Frauen und 7,4 Prozent der Männer ab 50 Jahren unter Harninkontinenz. 
Quelle: RKI

Was genau ist die Prostata und welche Funktion hat sie im männlichen Körper? Wir werfen einen genaueren Blick auf die Rolle der Prostata und erklären, wie ihr Wachstum mit Harninkontinenz in Zusammenhang stehen kann. 

Die Prostata: eine wichtige Drüse im männlichen Körper

Die Prostata ist eine kleine, walnussförmige Drüse, die sich unterhalb der Harnblase befindet. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des männlichen Fortpflanzungssystems und spielt eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Samenflüssigkeit, die Spermien transportiert und schützt. Die Prostata produziert zudem bestimmte Enzyme und Substanzen, die für die Spermienfunktion entscheidend sind. 
 
Während die Prostata in jüngeren Jahren relativ klein ist, beginnt sie im Alter oft zu wachsen. Diese gutartige Prostatavergrößerung wird als benigne Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet und ist eine normale Alterserscheinung. Die Vergrößerung der Prostata kann bei Männern jedoch zu verschiedenen Problemen führen, darunter Schwierigkeiten beim Wasserlassen und einen erhöhten Harndrang. 

Wie beeinflusst eine vergrößerte Prostata die Harnröhre?

Die Harnröhre ist ein schmaler Kanal, der den Urin aus der Blase durch den Penis nach außen leitet. Wenn die Prostata wächst, kann sie auf die Harnröhre drücken und sie einengen. Dies führt dazu, dass der Urinfluss blockiert oder eingeschränkt wird. Die Symptome einer vergrößerten Prostata können vielfältig sein und umfassen:

  • Häufiger Harndrang: Männer mit einer vergrößerten Prostata verspüren oft den Drang, häufiger auf die Toilette zu gehen, besonders nachts.
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen: Das Wasserlassen kann erschwert sein, da der verengte Harnröhrenkanal den Urinfluss behindert.
  • Schwacher Harnstrahl: Der Urin wird oft nur langsam oder in einem schwachen Strahl abgegeben.
  • Nachtröpfeln: Nach dem Wasserlassen kann Urin in die Harnröhre zurückfließen und zu ungewolltem Nachtröpfeln führen.
  • Inkontinenz: In schweren Fällen kann die Vergrößerung der Prostata zu Inkontinenz führen, bei der Urin unkontrolliert abgelassen wird. In der Regel handelt es sich hier um Dranginkontinenz oder Überlaufinkontinenz, bei der der Druck auf die Blase die Kontrolle über den Harnfluss beeinflusst. 
Der Zusammenhang zwischen Prostatawachstum und Inkontinenz

Die Verbindung zwischen Prostatawachstum und Inkontinenz liegt auf der Hand. Wenn die Prostata die Harnröhre einengt und den Urinfluss behindert, kann dies zu einem erhöhten Druck in der Blase führen. Die Blase kann sich dann überdehnen und schwächer werden, was zu unkontrolliertem Urinabgang führt. Dies kann besonders problematisch sein, wenn der Drang, auf die Toilette zu gehen, plötzlich und intensiv ist, da die geschwächte Blase möglicherweise nicht in der Lage ist, den Urin zurückzuhalten. 
 
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mann mit einer vergrößerten Prostata zwangsläufig unter Inkontinenz leidet. Die Symptome können von Person zu Person variieren, und nicht alle Männer mit BPH entwickeln Inkontinenzprobleme. Dennoch ist die rechtzeitige Diagnose und Behandlung von Prostatawachstum entscheidend, um mögliche Komplikationen zu verhindern oder zu minimieren. 

Zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr haben etwa 20 Prozent bis 45 Prozent der Männer eine vergrößerte Prostata. 
 
In der Altersgruppe über 70 Jahren leiden bis zu 70 Prozent der Männer unter der beningnen Prostatahyperplasie. 
 
Quelle: Prostata Hilfe Deutschland 

Behandlungsmöglichkeiten und Therapieformen

Bei einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) gibt es verschiedene Optionen, je nach Schweregrad der Symptome und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Hier sind die gängigsten Behandlungsoptionen:

  • Abwarten und beobachten (Watchful Waiting): Bei leichteren Symptomen kann die BPH zunächst nur beobachtet werden, insbesondere wenn die Symptome nicht erheblich stören. In diesem Fall wird der Gesundheitszustand des Patienten regelmäßig überwacht, und die Behandlung wird erst begonnen, wenn die Symptome fortschreiten.
  • Medikamente: Es gibt unterschiedliche Medikamente, die dafür sorgen, die Symptome besser zu kontrollieren. Sie sorgen entweder für eine Entspannung der Muskulatur in der Prostata und im Blasenhals, um den Harnfluss zu verbessern, oder verkleinern die Prostata und verbessern so den Harnfluss.
  • Minimalinvasive Verfahren: Bei einem häufig durchgeführten Verfahren werden über die Harnröhre kleine Teile der vergrößerten Prostata chirurgisch entfernt, um den Harnfluss zu verbessern. Auch mit verschiedenen Laserverfahren kann überschüssiges Prostatagewebe entfernt werden.
  • Chirurgische Prostataentfernung (Prostatektomie): In seltenen Fällen, wenn die Prostata stark vergrößert ist oder andere Behandlungen nicht wirksam sind, kann eine chirurgische Entfernung der Prostata in Erwägung gezogen werden. Dies ist jedoch ein invasiver Eingriff mit potenziellen Risiken und Nebenwirkungen. 
Fazit

Männliche Inkontinenz ist ab dem 50. Lebensjahr keine Seltenheit, eine vergrößerte Prostata kann eine der häufigsten Ursachen sein. Die Prostata spielt eine wichtige Rolle im männlichen Fortpflanzungssystem, aber ihr Wachstum im Alter kann die Harnröhre einengen und zu verschiedenen Problemen führen, darunter Inkontinenz. Es ist entscheidend, die Symptome frühzeitig zu erkennen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu besprechen und die Lebensqualität zu verbessern. Männer sollten sich ihrer Prostatagesundheit bewusst sein und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in Erwägung ziehen, um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. 
 
Nicht nur eine vergrößerte Prostata kommt als mögliche Ursache für eine Harninkontinenz infrage. Lies zu diesem Thema auch unseren spannenden Beitrag Ursachen für Inkontinenz bei Männern. 




Frequently asked questions
Inkontinenz – was hilft wirklich?