Behandlungsmöglichkeiten bei Inkontinenz – Individuelle Lösungen für jede Art von Blasenschwäche
Fühlst Du Dich durch Inkontinenz eingeschränkt oder kennst jemanden, der davon betroffen ist? Vielleicht hilft es Dir zu wissen, dass Du nicht allein bist! Und noch besser: Kennst Du erst die Art Deiner Inkontinenz, gibt es viele Wege, den ungewollten Harnverlust loszuwerden oder zu mindern und Deine Lebensqualität zu verbessern. Bei uns findest Du eine umfassende Übersicht über die verschiedenen Arten von Inkontinenz und ihre spezifischen Behandlungsmethoden – von sanften Übungen und einfachen Lebensstiländerungen bis hin zu fortschrittlichen medizinischen und chirurgischen Optionen. Erfahre, was Dir und Deiner ganz individuellen Blasenschwäche helfen kann, um wieder mehr Kontrolle und Leichtigkeit in Deinen Alltag zu bringen.
Die Diagnose ist wichtig
Blasenschwäche, Reizblase, Belastungs- oder Dranginkontinenz – wie unterscheiden sich die Begriffe? Was genau habe ich? Und welche Therapieform ist die richtige für mich? Die Abgrenzung der Begriffe ist wichtig, um die richtige Therapieform zu finden. Denn eines steht fest: Kennst Du die Diagnose, gibt es auch eine Lösung!
Zuallererst: Eine Störung der Blasenfunktion, auch Blasenschwäche genannt, ist eine weitverbreitete Erkrankung und erschwert vielen Menschen den Alltag. Auch wenn das Thema oft tabuisiert wird, kann jeder von einer Blasenschwäche betroffen sein: Frauen, Männer und auch Kinder. Das Alter der Betroffenen spielt kaum eine Rolle – sowohl junge Menschen als auch ältere können unter einer Störung der Blasenfunktion leiden. Allerdings steigt bei Frauen und Männern mit zunehmendem Alter das Risiko einer Blasenfunktionsstörung.
In Deutschland sind schätzungsweise zehn Millionen Menschen von Inkontinenz betroffen. Diese Zahl variiert je nach Quelle, da viele Betroffene aus Scham ihre Symptome nicht melden. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, insbesondere aufgrund anatomischer und physiologischer Unterschiede.
Mit dem Begriff Blasenschwäche ist am häufigsten der unfreiwillige Verlust von Harn, also eine Harninkontinenz, gemeint. Aber auch das häufige Wasserlassen am Tage und in der Nacht ist oft durch die umgangssprachlich „schwache Blase“ bedingt. Tatsächlich ist aber bei einer Blasenschwäche nicht zwangsläufig die Blase „schwach“. Vielmehr können die Ursachen für die Blasenfunktionsstörung in der Muskulatur der Blase, beim Schließmuskel, in einer Schädigung der Harnröhre, einem schwachen Beckenboden, Nervenschädigungen, Infektionen, anatomischen Veränderungen im Becken, Hormonmangel oder Stoffwechselerkrankungen liegen.
Arten von Inkontinenz
Reizblase
Eine Reizblase ist eine häufige Erkrankung des Blasenapparates und wird im Volksmund häufig mit der Blasenschwäche gleichgesetzt. Das Hauptsymptom ist ein plötzlich auftretender, dringender Harndrang, obwohl die Blase nur wenig gefüllt ist. Laut internationalen Studien leiden etwa vierzehn Prozent der Frauen und rund zwölf Prozent der Männer unter einer hyperaktiven oder überaktiven Blase (ÜAB). Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, doch selbst junge Menschen oder Kinder können bereits betroffen sein.
Belastungs- und Dranginkontinenz
Die beiden häufigsten Arten von Inkontinenz sind die Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt, und die Dranginkontinenz. Die Belastungsinkontinenz tritt auf, wenn körperliche Aktivitäten wie Husten, Niesen, Lachen oder Heben von Gegenständen zu einem unkontrollierten Urinverlust führen. Sie wird oft durch eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur verursacht.
Die Dranginkontinenz ist durch einen plötzlichen, starken Harndrang gekennzeichnet, der oft so intensiv ist, dass es zu einem ungewollten Urinverlust kommt, bevor die Toilette erreicht wird. Die Ursachen können vielfältig sein, einschließlich Blasenentzündungen, neurologischen Erkrankungen oder Reizungen der Blase. Außerdem gibt es noch die Mischinkontinenz, das gleichzeitige Auftreten von Belastungs- und Dranginkontinenz.
Zu den selteneren Inkontinenzformen gehört zum Beispiel die Überlaufinkontinenz. Wird die Blase zu voll, läuft sie wie bei einem zu stark gefüllten Glas über, was sich durch Tröpfeln bemerkbar macht. Grund hierfür ist ein Hindernis irgendwo zwischen Blase und Harnröhre, das den normalen Harnfluss blockiert, sodass die Blase nicht vollständig entleert werden kann. Als Folge sammelt sich Restharn in der Blase, der schließlich unkontrolliert austritt. Auch eine Prostatavergrößerung, bei der die Prostata den Blasenausgang verengt oder versperrt, kann der Grund hierfür sein.
Eine weitere seltene Inkontinenzform ist die neurogene Harninkontinenz, die in Verbindung mit einer neurologischen Erkrankung wie etwa Parkinson, Multipler Sklerose auftreten kann oder infolge eines Schlaganfalls. Eine äußerst seltene Form ist zudem die extraurethrale Harninkontinenz. Dabei handelt es sich um ein kleines Loch in der Blase oder an der Harnröhre, sodass Urin an einem falschen Ausgang abgeht.
Konservative Ansätze
Grundsätzlich gilt: Je früher behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Sowohl bei der Belastungsinkontinenz als auch bei der Reizblase setzen Expertinnen und Experten zunächst auf sogenannte konservative Behandlungsmethoden, die darauf abzielen, invasive Maßnahmen zu vermeiden und die Symptome durch nichtchirurgische Ansätze zu lindern. Die erste und naheliegendste Maßnahme ist hier das Beckenbodentraining, also Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, die helfen können, die Kontrolle über die Blase zu verbessern.
Eine weitere Maßnahme, die vor allem bei einer überaktiven Blase sowie Dranginkontinenz hilft, ist das Blasentraining, das nachweislich die Häufigkeit von plötzlichem Harndrang und ungewolltem Urinverlust verringert. Ziel ist es hierbei, die Blase besser zu kontrollieren. Zu den Inhalten gehört das Erlernen gezielter Verhaltenstechniken für den Alltag. Betroffene führen ein Tagebuch, in dem sie zum Beispiel ihre tägliche Trinkmenge (Trinkplan), die Uhrzeiten und Häufigkeit der Toilettengänge (Toilettenplan) sowie die ausgeschiedene Urinmenge notieren. Dies soll ihnen dabei helfen, die Blase tagsüber und später auch in der Nacht an einen festen Rhythmus zu gewöhnen, sodass die Blasenkontrolle besser gesteuert werden kann. Darüber hinaus lernen Betroffene bestimmte Techniken, die ihnen dabei helfen sollen, sich etwa in Notsituationen gedanklich vom Harndrang abzulenken und diesen erfolgreich zu unterdrücken.
Auch eine Verhaltenstherapie kann wirksam sein. Sie umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die darauf abzielen, die Blasenfunktion durch gezielte Verhaltensänderungen zu verbessern. Diese ganzheitliche Therapieform sollte individuell angepasst werden und in Kombination mit anderen Therapieformen wie medikamentöser Behandlung oder physikalischer Therapie durchgeführt werden. Die Verhaltenstherapie umfasst neben Blasentraining auch ein Flüssigkeitsmanagement, bei dem Patienten angeleitet werden, ihre Flüssigkeitszufuhr zu regulieren. Auch das Identifizieren und Vermeiden von Auslösern, die die Symptome verschlimmern können, gehört zur Verhaltenstherapie. Auslöser, die vermieden werden sollen, können unterschiedlich sein und reichen von Stresssituationen und falschen Hebetechniken bis zu scharfen Lebensmitteln.
Ein weiterer Aspekt sind Entspannungstechniken, die der Kontrolle des Harndrangs und der Beruhigung der Blase dienen. Dazu zählen tiefes Atmen und Ablenkungen, die helfen können, den Drang hinauszuzögern.
Elektrostimulation und Biofeedback
Die Reizstromtherapie kann bei der Behandlung einer Reizblase sowie bei einer Blasenentleerungsstörung sinnvoll sein. Gezielte elektrische Impulse können deshalb nicht nur die Blasenmuskulatur stärken, sondern auch die Wahrnehmung der Blasenfüllung, des Harndrangs und der Blasenentleerung verbessern.
Biofeedback ist eine therapeutische Technik, bei der Sensoren verwendet werden, um die Aktivität der Beckenbodenmuskulatur aufzuzeichnen. Die erfassten Daten werden dem Patienten in Echtzeit als visuelle oder auditive Rückmeldung präsentiert. Durch diese Rückmeldungen lernt der Patient, wie er die Beckenbodenmuskulatur gezielt anspannen und entspannen kann. Dies hilft, die Kontrolle über den Harnfluss zu verbessern und Inkontinenzsymptome zu reduzieren. Die Methode erfordert regelmäßige Übung und Anleitung durch einen qualifizierten Therapeuten.
Medikamentöse Therapie
Je nach Art der Harninkontinenz und wenn eine Veränderung des Lebensstils oder ein Blasen- und/oder Beckenbodentraining allein nicht wirksam waren, können auch Medikamente eingesetzt werden. Sie regulieren die Blasenfunktion, erhöhen die Muskelspannung oder hemmen die Aktivität der Blasenmuskulatur.
Je nach Form und Schweregrad der Harninkontinenz stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Der Wirkstoff Duloxetin, ursprünglich als Antidepressivum zur Therapie von Depressionen und Angststörungen entwickelt, wird mittlerweile auch zur Behandlung der Belastungsinkontinenz eingesetzt. Duloxetin bewirkt eine Stärkung des inneren Schließmuskels, welche den ungewollten Urinverlust verhindern kann.
Zur medikamentösen Behandlung der Dranginkontinenz durch eine überaktive Blase werden als häufigste Standardtherapie sogenannte Anticholinergika eingesetzt. Anticholinergika reduzieren nach einigen Wochen die Überaktivität des Blasenmuskels, wodurch es zu einer Reduktion des ständigen Harndrangs am Tag und in der Nacht kommt. Helfen die Medikamente zur Behandlung einer überaktiven Blase nicht in gewünschtem Maße, kommt unter Umständen auch eine Behandlung mit dem Nervengift Botulinumtoxin (kurz Botox) infrage. Botox wird in den Blasenmuskel gespritzt.
Je nach Ursache der Dranginkontinenz können auch Hormonpräparate mit Östrogen infrage kommen. Diese werden bei Frauen in oder nach den Wechseljahren eingesetzt, sofern die Beschwerden bei Dranginkontinenz eine hormonelle Ursache haben. Die Östrogenmedikamente gibt es als Tabletten, Cremes oder Zäpfchen, die in die Scheide eingeführt werden.
Die entsprechende medikamentöse Therapie wird meist in Kombination mit anderen Methoden angewendet, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Chirurgische Eingriffe
Wenn konservative oder medikamentöse Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind, kann nach Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin auch eine Operation infrage kommen, die sich, je nachdem ob Mann oder Frau und der Art der Inkontinenz, in ihren Möglichkeiten unterscheiden.
Bei der Belastungsinkontinenz kommt die sogenannte Schlingenoperation infrage. Hierbei wird ein schmales Kunststoffband mit netzartiger Struktur in einem kurzen minimalinvasiven Eingriff von der Scheide aus spannungsfrei unter die Harnröhre implantiert. Diese Schlingen oder Bänder sind auch unter dem Namen TVT bekannt, die englische Abkürzung für spannungsfreie Schlinge („tension-free vaginal tape“). Sie unterstützen die Beckenbodenmuskulatur und helfen der Harnröhre, dem Druck der vollen Harnblase besser zu widerstehen. Eine weitere minimalinvasive Behandlungsmethode bei Belastungsinkontinenz ist die Unterspritzung der Harnröhre mit sogenannten „Bulking Agents“. Bei dieser Methode, die besonders schonend und risikoarm ist, wird eine gelartige Substanz mittels eines Endoskops in die Harnröhrenwand injiziert, um den Blasenverschluss zu unterstützen.
Eine weitere Option kann ein Blasenschrittmacher sein: Das kleine Gerät stimuliert die Nerven, die für die Steuerung der Harnblase verantwortlich sind, und funktioniert im Prinzip wie ein Herzschrittmacher. Unwillkürlicher Urinverlust oder aber ein plötzlicher oder häufiger Drang, zur Toilette zu müssen, wird dadurch reduziert. Die Implantation erfolgt in zwei separaten kurzen minimalinvasiven Eingriffen. Zunächst wird eine Elektrode in die Nähe der Sakralnerven im Kreuzbein platziert und mit dem Schrittmacher verbunden. Während dieser Phase wird der Schrittmacher außerhalb des Körpers am Gürtel getragen. Ist die Therapie erfolgreich, wird in einem zweiten Schritt der Schrittmacher unter die Haut implantiert. Das erfolgt meist in der Gesäßregion oder einer Stelle am Bauch.
Männer, bei denen eine gutartige Prostatavergrößerung, eine benigne Prostatahyperplasie (BPH), vorliegt, können in diesem Zusammenhang an Harninkontinenz leiden. In diesem Fall werden mit einem minimalinvasiven Verfahren über die Harnröhre kleine Teile der vergrößerten Prostata chirurgisch entfernt, um den Harnfluss zu verbessern. Auch mit verschiedenen Laserverfahren kann überschüssiges Prostatagewebe entfernt werden. In seltenen Fällen, wenn die Prostata stark vergrößert ist oder andere Behandlungen nicht wirksam sind, kann eine chirurgische Entfernung der Prostata (Prostatektomie) in Erwägung gezogen werden.
Hilfsmittel und Produkte
So unterschiedlich die Ausprägung der Blasenschwäche, so unterschiedlich sind auch die speziellen Inkontinenzprodukte, die im Alltag für mehr Schutz und ein sichereres Gefühl sorgen. Sie reichen von waschbarer Unterwäsche und Inkontinenzpants bis zu Einlagen, Vorlagen und Auflagen. Es gibt die Produkte in unterschiedlichen Stärken sowohl für Frauen als auch für Männer. Du suchst das richtige Produkt für Dich? Dieser Online-Ratgeber kann Dir helfen. Auch ein Größenfinder unterstützt Dich bei der Wahl des passenden Alltagshilfsmittels.
Besonders bei bettlägerigen Personen, die keine Kontrolle mehr über ihre Blase haben, können Katheter eine gute Lösung sein. Diese verhindern, dass Urin in der Blase verbleibt oder in die Niere zurückfließt, was zu Entzündungen führen kann. Männer, die von mittlerer bis starker Inkontinenz betroffen sind, haben zudem die Möglichkeit, diskrete Kondomurinale zur Blasenentleerung zu nutzen. Diese werden wie ein herkömmliches Präservativ über den Penis gestülpt. An der Spitze des Kondomurinals gibt es ein Ventil, an dem ein dünner Schlauch befestigt wird, sodass der Urin in einen separaten Beutel ablaufen kann, der in der Regel unsichtbar unter der Kleidung am Oberschenkel fixiert wird.
Psychologische und soziale Unterstützung
Die medizinische Behandlung Deiner Inkontinenz ist wichtig, keine Frage! Ebenso wichtig ist es aber, den emotionalen und psychischen Auswirkungen Deiner Inkontinenz Beachtung zu schenken, sie anzusprechen und ernst zu nehmen. Betroffene ziehen sich oft zurück und leiden im Stillen. Dies führt nicht selten dazu, dass auch die Psyche in Mitleidenschaft gezogen wird. In einigen Fällen kann es sogar zu einer depressiven Verstimmung oder gar einer ernsthaften Erkrankung der Psyche kommen. Die Behandlung Deiner Inkontinenz sollte daher nicht nur die körperlichen Symptome, sondern auch die psychischen Belastungen berücksichtigen. Warum also nicht die Lieblingskollegin, den besten Freund oder Sportkollegen einweihen? Das schafft eine persönliche und vertrauensvolle Verbindung, der beide Seiten etwas abgewinnen können. Auch der Austausch in Selbsthilfegruppen oder Internetforen ist eine Möglichkeit, offen und transparent mit dem Thema umzugehen. Hast Du das Gefühl, psychologische Unterstützung zu brauchen, kann im Rahmen eines Erstgesprächs mit einem spezialisierten Psychologen oder einer spezialisierten Psychologin abgeklärt werden, ob psychotherapeutische Maßnahmen hilfreich oder notwendig sind, um Dir wieder mehr Lebensqualität zu schenken.
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