Männliche Inkontinenz im Fokus: Symptome, Ursachen und effektive Lösungen

Inkontinenz bei Männern ist ein Tabuthema. Obwohl rund jeder zehnte Mann betroffen ist, verschweigen viele ihre Probleme aus Scham. Dabei muss Harninkontinenz nicht sein! Hier sprechen wir offen über die Ursachen – von vergrößerter Prostata und Medikamenten bis zu ursächlichen Krankheiten. Wir beleuchten erste Symptome und liefern Dir effektive Lösungswege, mit denen Du Deine Blasenkontrolle zurückgewinnen und Dein Leben selbstbestimmt gestalten kannst.

Foto von Mann, der an einem Fenster sitzt

Symptome: Woran Du Blasenschwäche erkennst

Blasenschwäche äußert sich bei Männern auf unterschiedliche Weise – nicht immer dramatisch, aber oft störend im Alltag. Typische Anzeichen sind häufiger Harndrang, besonders nachts, ein plötzlicher, schwer kontrollierbarer Drang zur Toilette gehen zu müssen oder das Gefühl, die Blase nie vollständig entleeren zu können. Auch ein schwächer werdender Harnstrahl, Nachtröpfeln oder kleine Mengen Urinverlust beim Husten oder Niesen können erste Hinweise auf eine beginnende Inkontinenz sein. Wichtig ist: Diese Symptome sind nicht „normal“, nur weil sie häufiger im Alter auftreten. Sie sind ein Grund, genauer hinzuschauen und gegebenenfalls Hilfe zu suchen. 

Ursachen: Warum Männer inkontinent werden

Wichtig zu wissen: Inkontinenz ist keine Krankheit, sondern ein Symptom – ein Hinweis darauf, dass etwas im Körper nicht stimmt. Die Ursachen für den ungewollten Urinverlust können vielfältig sein. 

Gutartige Prostatavergrößerung (BPH) 

Eine Ursache kann die Vergrößerung der Prostata sein. Die Prostata ist eine kleine, walnussförmige Drüse, die sich unterhalb der Harnblase befindet. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des männlichen Fortpflanzungssystems und spielt eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Samenflüssigkeit, die Spermien transportiert und schützt. Die Prostata produziert zudem bestimmte Enzyme und Substanzen, die für die Spermienfunktion entscheidend sind. Während die Prostata in jüngeren Jahren relativ klein ist, beginnt sie im Alter oft zu wachsen. Diese gutartige Prostatavergrößerung wird als benigne Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet und ist eine normale Alterserscheinung. Die Prostata umschließt ringförmig die Harnröhre. Ist sie vergrößert, wird Druck auf die Harnröhre ausgeübt und der Urinfluss behindert. Typische Folgen sind ein schwacher Harnstrahl, häufiges Wasserlassen – vor allem nachts – sowie Nachtröpfeln nach dem Toilettengang. Wird die Blase über längere Zeit durch den erhöhten Druck belastet, kann es zu einer Drang- oder Überlaufinkontinenz kommen. Dabei entleert sich die Blase unkontrolliert oder nur teilweise. BPH ist zwar gutartig, kann aber die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und sollte daher medizinisch beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden. 

Zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr haben etwa 20 bis 45 % der Männer eine vergrößerte Prostata.  
  
In der Altersgruppe über 70 Jahren leiden bis zu 70 % der Männer unter der benignen Prostatahyperplasie.  
  
Quelle: Prostata Hilfe Deutschland  

Andropause – die männlichen Wechseljahre 

Auch eine veränderte Hormonausschüttung kann ein Grund für ungewollten Harnverlust sein. Ab etwa dem 40. Lebensjahr beginnt sich der Hormonhaushalt bei Männern allmählich zu verändern – ein Prozess, der als Andropause oder männliche Wechseljahre bezeichnet wird. Der Testosteronspiegel sinkt langsam, was sich auf viele körperliche Funktionen auswirken kann. Für die Blasengesundheit bedeutet das unter anderem: Die Muskulatur wird schwächer, die Reizschwelle für Harndrang sinkt und es kann vermehrt zu Prostatabeschwerden kommen. In der Folge treten häufiger Symptome wie nächtlicher Harndrang, eine überaktive Blase oder eine verminderte Harnstrahlstärke auf. Diese hormonellen Veränderungen sind nicht krankhaft, können aber die Lebensqualität einschränken – vor allem, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. 

Alter – ein natürlicher Risikofaktor 

Auch unabhängig von hormonellen Veränderungen oder einer Prostatavergrößerung steigt mit zunehmendem Alter das Risiko für Inkontinenz. Die Muskulatur des Beckenbodens wird schwächer, die Blasenwand verliert an Elastizität und die Nervenleitung kann beeinträchtigt sein. Diese altersbedingten Veränderungen führen dazu, dass die Blase auch ohne zugrunde liegende Erkrankung nicht mehr zuverlässig kontrolliert werden kann. 

Erkrankungen und Infektionen 

Blasenentzündungen, Harnwegsinfektionen, Nierenerkrankungen oder neurologische Krankheiten wie Parkinson können Harninkontinenz auslösen. Auch Blasenkrebs kann unkontrollierten Harndrang verursachen, oft begleitet von Blut im Urin und Schmerzen. 

Medikamente und Lebensstil 

Bestimmte Medikamente – etwa Diuretika, Antidepressiva oder blutdrucksenkende Mittel – können Inkontinenz als Nebenwirkung haben. Übergewicht, Nikotin, Alkohol oder Bewegungsmangel verstärken die Symptome zusätzlich. 


In Deutschland leiden 14,3 % der Frauen und 7,4 % der Männer ab 50 Jahren unter Harninkontinenz.  
Quelle: RKI 

Die Formen der Inkontinenz unterscheiden sich

Es ist wichtig, zu wissen von welcher Art der Inkontinenz Du betroffen bist. Nur so können die Ursachen angemessen behandelt werden. Die gute Nachricht: Weißt Du, an welcher Form Du leidest, gibt es diverse Ansätze, den ungewollten Harnverlust wieder loszuwerden oder zumindest zu verringern. 

Belastungsinkontinenz 

Urinverlust bei Husten, Niesen oder Lachen ist typisch für die sogenannte Belastungsinkontinenz, auch Stressinkontinenz genannt. Dabei erhöht sich der Druck im Bauchraum schlagartig – zum Beispiel beim Lachen, beim Heben schwerer Gegenstände oder beim Sport. Wenn der Schließmuskel der Harnröhre oder die Beckenbodenmuskulatur geschwächt ist, kann dieser Druck nicht ausreichend abgefangen werden. Die Folge: unfreiwilliger Urinabgang.  

Dranginkontinenz 

Plötzlicher, starker Harndrang mit wenig Zeit, zur Toilette zu gelangen, ist das Hauptmerkmal der sogenannten Dranginkontinenz. Betroffene verspüren einen sehr intensiven Harndrang, der oft ohne Vorwarnung auftritt. Die Blase scheint sich spontan zusammenzuziehen, auch wenn sie noch nicht voll ist. Das führt dazu, dass der Urin nicht rechtzeitig zurückgehalten werden kann. Auslöser können etwa kalte Temperaturen, das Geräusch von fließendem Wasser oder Nervenschäden sein. 

Überlaufinkontinenz 

Bei der sogenannten Überlaufinkontinenz kommt es zu einem ständigen oder tropfenweisen Urinverlust, weil die Blase überfüllt ist und sich nicht vollständig entleert. Der Druck in der Blase steigt dadurch so stark an, dass Urin unkontrolliert abfließt – oft unbemerkt oder so schnell, dass nicht mehr rechtzeitig reagiert werden kann. Betroffene spüren häufig ein Gefühl unvollständiger Entleerung oder ständigen Harndrangs. 

Reflexinkontinenz 

Bei der Reflexinkontinenz kommt es zu einem unkontrollierten Urinabgang, weil die Kommunikation zwischen Gehirn, Rückenmark und Blase gestört ist. Diese Form der Inkontinenz tritt häufig im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Querschnittslähmung, Schlaganfall oder Parkinson auf. Die Betroffenen spüren den Harndrang oft nicht bewusst oder können nicht willentlich auf ihn reagieren. Die Blase entleert sich reflexartig und ohne vorherige Ankündigung.  

Mischinkontinenz 

Die Mischinkontinenz beschreibt das gleichzeitige Auftreten von Symptomen der Belastungs- und Dranginkontinenz. Das bedeutet: Betroffene verlieren unkontrolliert Urin – sowohl bei körperlicher Anstrengung, etwa beim Husten oder Treppensteigen, als auch bei plötzlich einsetzendem, starkem Harndrang. Diese Form der Inkontinenz ist besonders belastend, weil sie in verschiedenen Alltagssituationen auftritt und sich schwer vorhersagen lässt.  

Maßnahmen: Was wirklich hilft

Bei einer benignen Prostatahyperplasie (BPH)  

Bei einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) gibt es verschiedene Optionen, je nach Schweregrad der Symptome und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Hier sind die gängigsten Behandlungsoptionen: 

  • Abwarten & beobachten
 

Bei milden Beschwerden wird zunächst keine aktive Therapie eingeleitet. Stattdessen erfolgt eine regelmäßige Kontrolle, um eine Verschlechterung der Symptome rechtzeitig zu erkennen. 

  • Medikamente
 

Mit Alphablockern lässt sich die Muskulatur in Prostata und Blasenhals entspannen, sodass der Harnfluss erleichtert wird. Alternativ können 5-Alpha-Reduktasehemmer eingesetzt werden, die das Prostatavolumen über Monate hinweg reduzieren und so den Druck auf die Harnröhre verringern. Lass Dir die medikamentösen Möglichkeiten am besten genau von Deinem behandelnden Arzt oder Deiner Ärztin erklären.  

  • Minimalinvasive Eingriffe
 

Über die Harnröhre kann vergrößertes Prostatagewebe gezielt entfernt werden, etwa mit Hilfe eines Laserverfahrens oder mittels transurethraler Resektion. Dabei wird überschüssiges Gewebe mithilfe einer elektrischen Schlinge durch die Harnröhre abgetragen. Dadurch wird der Blasenausgang freier und der Harnabfluss dauerhaft verbessert.  

  • Chirurgische Prostatektomie
 

Ist die Prostata sehr stark vergrößert oder schlagen konservative Maßnahmen nicht an, kann eine vollständige Entfernung des Organs notwendig werden. Die Prostatektomie bietet zwar eine zuverlässige Lösung, geht aber mit den typischen Risiken eines größeren operativen Eingriffs einher. 

 

Beckenbodentraining 

Eine schwache Beckenbodenmuskulatur ist häufig mitverantwortlich für Blasenschwäche bei Männern. Diese Muskelgruppe liegt zwischen Schambein und Steißbein und unterstützt sowohl die Schließmuskulatur der Harnröhre als auch die Funktion der Blase selbst. Mit zunehmendem Alter oder nach operativen Eingriffen, etwa an der Prostata, kann die Kraft dieses Muskelbereichs nachlassen – was das Risiko für Inkontinenz erhöht. Die gute Nachricht: Du kannst aktiv etwas dagegen tun. Mit gezielten Beckenbodenübungen lässt sich die Muskulatur wieder stärken. Diese Übungen sind diskret, einfach in den Alltag zu integrieren und zeigen bei regelmäßiger Anwendung oft schon nach wenigen Wochen eine deutliche Verbesserung der Blasenkontrolle. 

Gesunde Lebensweise 

Eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung spielt eine zentrale Rolle für die Blasengesundheit – insbesondere bei Männern mit Inkontinenzproblemen. Vitamine wie D und B12 sind besonders wichtig, weil sie die Nervenfunktion und die Muskelkraft unterstützen. Ein Mangel daran kann sich negativ auf die Kontrolle über die Blasenfunktion auswirken. Auch Magnesium und Zink tragen zur Stabilität der Blasenmuskulatur bei. Ergänzt wird dieser Effekt durch regelmäßige Bewegung, die nicht nur die Durchblutung im Beckenbereich fördert, sondern auch zur Stärkung des Beckenbodens beiträgt. Gleichzeitig ist es ratsam, auf Alkohol weitgehend zu verzichten, da er die Blase reizen und die Urinproduktion erhöhen kann. Auch Nikotin und koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Cola sollten möglichst reduziert werden, um die Blase zu entlasten. 

Hilfsmittel

So unterschiedlich die Symptomatik und der Schweregrad der Harninkontinenz auch sein mögen,  Betroffene fragen sich zwangsläufig: Welches Produkt hilft mir diskret im Alltag, hält meine Haut und Kleidung trocken und gibt mir ein sicheres Gefühl? Die gute Nachricht: Die Auswahl an Hilfsmitteln speziell für Männer ist groß. Das Angebot unterscheidet sich von Produkten für Frauen und reicht von Einlagen und Vorlagen über Inkontinenzunterwäsche bis hin zu Urinalkondomen und Inkontinenzklammern. Hier findest Du genau das Produkt, das zu Deinem Alltag und Deinen Bedürfnissen passt. 

Für ein Leben ohne Druck

Viele Männer finden durch die richtige Behandlung und die richtigen Produkte zurück in ein aktives, selbstbestimmtes Leben. Wichtig ist, die Symptome früh zu erkennen und nicht zu warten. Eine urologische Praxis ist die richtige Anlaufstelle, ob zur Diagnostik, bei Medikamenten oder operativen Optionen. Mit Offenheit, Achtsamkeit und Unterstützung ist ein Leben ohne Druck möglich. Du musst nicht leiden. Du darfst handeln – und Du darfst Dir helfen lassen. 




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