Reizblase – Alltag unter Druck

Falls Du von einer Reizblase betroffen bist, musst Du gefühlt ständig auf Toilette. Das kann den Alltag ganz schön auf links drehen und Deine Psyche stark belasten. Was also tun? Zum Glück ist die Reizblase kein unumkehrbares Schicksal. Es gibt unterschiedliche Therapieansätze, die zu einer deutlich verbesserten Lebensqualität führen können. Schauen wir uns also die Symptomatik, die Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten genauer an.

Wer zwischen 1,5 und 2 Liter Flüssigkeit über den Tag verteilt trinkt, muss in der Regel zwischen fünf- und siebenmal auf Toilette. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht oftmals anders aus. Besonders Betroffene einer Reizblase (auch überaktive Blase genannt) sind von diesem Idealzustand nämlich weit entfernt. Sie verspüren ständig starken Harndrang, müssen schlimmstenfalls alle dreißig bis sechzig Minuten auf Toilette. Der Leidensdruck ist also groß.

Lässt sich dieses Szenario zu Hause noch bewältigen, dreht sich unterwegs irgendwann alles nur noch um die Angst, rechtzeitig ein WC zu finden oder den Urin nicht halten zu können. Viele Betroffene ziehen sich deshalb auf Dauer aus dem Sozialleben zurück. Sie schämen sich, das Thema im privaten Umfeld anzusprechen, und scheuen medizinischen Rat. Stattdessen leben sie weiter in ständiger psychischer und körperlicher Anspannung, was sowohl die mentale Gesundheit als auch die allgemeine Leistungsfähigkeit erheblich schwächen kann – ein Teufelskreis.

Doch daraus gibt es ein Entrinnen. Der erste wichtige Schritt ist, die Scham zu überwinden und die Symptomatik ärztlich abklären zu lassen. Gute Anlaufstellen sind zum Beispiel Deine Hausärztin beziehungsweise Dein Hausarzt, urologische Praxen oder Deine Gynäkologin oder Dein Gynäkologe.

Welche Symptome sind typisch für die Reizblase?

Eine Reizblase entwickelt sich nicht über Nacht. Meist dauert es Jahre, bis der tägliche Harndrang derart aus dem Takt kommt, dass er sich negativ auf Dein Berufs- und Privatleben auswirkt. Von allein verschwinden die Symptome der überaktiven Blase also leider nicht. Im Gegenteil, sie verschlimmern sich. Das heißt, um ärztliche Hilfe kommst Du nicht herum. Warum also nicht sofort die Flucht nach vorn antreten?

Typisch für die Reizblase ist zum Beispiel, dass Du während des Tages und meist auch in der Nacht ganz plötzlich einen dringenden Harndrang verspürst, obwohl Deine Harnblase nur wenig gefüllt ist. Kaum auf der Toilette angekommen, kannst Du aber nur ein paar Tröpfchen Wasser lassen (weniger als 100 Milliliter). 
Weitere klassische Symptome einer Reizblase sind:

  • unfreiwilliger Urinverlust
  • Abstand zwischen den Toilettengängen beträgt weniger als zwei Stunden

Welche Ursachen hat eine Reizblase?

Von einer Reizblase können sowohl Frauen als auch Männer und manchmal auch bereits Kinder betroffen sein. Oftmals lässt sich keine organische Ursache feststellen. Allerdings können zahlreiche Faktoren die Symptomatik auslösen oder begünstigen, unter anderem:

  • Übergewicht
  • vergrößerte Prostata
  • hormonelle Veränderungen und anhaltender Druck während der Schwangerschaft
  • wiederkehrende Blasenentzündungen
  • Blasensenkung 
  • Gebärmuttersenkung 
  • Scheidensenkung 
  • altersbedingte Veränderungen des Harntrakts 
  • hormonelle Veränderungen (Östrogenmangel) etwa während oder nach den Wechseljahren 
  • veränderte Nervenreizleitung bei Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose oder Schlaganfall 
  • psychische Belastungen wie Stress oder Ängste 
  • Verstopfung 
  • Blasensteine 
  • Kälte und Nässe
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Lebensstil (Rauchen, Alkohol, starker Konsum von Kaffee, Tee oder säurehaltigen Lebensmitteln)
  • falsches Toilettenverhalten
  • alterstypische Veränderungen der Harnwege

Welche Therapien helfen bei einer Reizblase?

Die Behandlung einer Reizblase kann komplex sein, da sie nur selten auf organischen Ursachen beruht. Das heißt, oft ist Geduld gefragt, bis eine Besserung der Symptomatik eintritt.

Um eine individuelle Therapie einzuleiten, wird zunächst mithilfe einer Urinprobe geprüft, ob eine Blasenentzündung oder eine Infektion der Harnwege für die Symptome verantwortlich ist. Mögliche weitere Untersuchungen können klären, ob eine Verkrampfung der Harnblasenwandmuskulatur oder eine überempfindliche Blasenschleimhaut den übermäßigen Harndrang auslösen. Auch eine Ultraschall- oder Röntgendiagnostik der Harnwege ist möglich.

Tipp: Für eine bessere Diagnostik ist es sinnvoll, wenn Du im Vorfeld Deines ärztlichen Termins ein Miktionsprotokoll führst. Darin notierst Du zum Beispiel mehrere Tage lang, wann und was Du trinkst und wann Du welche Menge Urin ausscheidest. Ein entsprechendes Formular findest Du hier.

Je nach Diagnose gibt es unterschiedliche Therapieansätze:

  • Umstellung der Lebensgewohnheiten und der Ernährung 
  • Aufstellung eines Medikamentenplans (zum Beispiel Anticholinergika) 
  • Beckenbodentraining mit Biofeedback zur Stärkung der Muskulatur 
  • Blasentraining zur Vergrößerung des Fassungsvermögens der Blase 
  • Elektrostimulation der Blasenmuskulatur 
  • Ausgleich eines etwaigen Östrogenmangels

Spürst Du trotz dieser Therapieformen keine Besserung, kann eventuell eine operative Behandlung eine Option sein. Möglich ist beispielsweise die Injektion von Botulinumtoxin (Botox) in den Blasenmuskel, um die Nervenimpulse und damit den Harndrang zu hemmen. In spezialisierten Zentren ist zudem die Implantation eines Blasenschrittmachers möglich, der mit elektrischen Impulsen die Spannung der Blasenmuskulatur verringern soll. 

Was kann ich tun, um meine Blasengesundheit zu fördern?

Bereits mit einigen Umstellungen im Alltag kannst Du Deiner Harnblase etwas Gutes tun. Hier unsere acht Tipps zur Förderung Deiner Blasengesundheit:

  • Verzichte möglichst auf harntreibende Getränke wie Kaffee, Tee, Cola oder Alkohol. Kohlensäurearmes oder stilles Wasser sowie stark verdünnte Saftschorlen sind eine bessere Wahl. Ideal ist es, wenn Du über den gesamten Tag verteilt 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu Dir nimmst.
  • Achte auf Dein Gewicht. Ein zu hohes Körpergewicht drückt auf den Beckenboden und schwächt die Muskulatur.
  • Streiche zu scharfes und säurehaltiges Essen von Deinem Speiseplan. Es kann die Blase reizen. Binde Ballaststoffe (etwa in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten) in Deine Ernährung ein. Sie beugen Verstopfung vor, die eine Harninkontinenz verschlimmern kann.
  • Vermeide Stress im Alltag. Gönn Dir am Tag regelmäßig kleine Pausen und nimm Dir Zeit für Dich.
  • Auch Entspannungsübungen und Yoga sowie Pilates können Dir und Deiner Blase guttun.
  • Halte Deine Nieren und Füße warm und vermeide auch im Sommer, nasse Badekleidung zu tragen.
  • Lass die Symptomatik nicht Dein Leben bestimmen. Bis zur Besserung des Harndrangs können Inkontinenzprodukte eine gute Hilfe im Alltag sein.
  • Du brauchst Dich für Deine Reizblase nicht zu schämen. Es sind mehr Menschen davon betroffen, als Du vielleicht denkst. Versuche deshalb, möglichst offen in Deinem privaten Umfeld mit dem Thema umzugehen, um etwaige Ängste und Stress abzubauen. 

Fazit:

Eine Reizblase führt zu einem häufigen überfallartigen und starken Harndrang. Dies kann die Lebensqualität von Betroffenen erheblich einschränken. Da sich die Symptome im Laufe von Jahren immer weiter verschlimmern, ist es wichtig, möglichst frühzeitig medizinische Hilfe zu suchen. Gute Anlaufstellen sind hausärztliche oder urologische Praxen sowie Gynäkologinnen und Gynäkologen. Die Therapiemöglichkeiten sind zahlreich, aber individuell verschieden, sodass oftmals Geduld erforderlich ist, bis sich eine Verbesserung der Symptomatik und damit der Lebensqualität einstellt.

Übrigens: Falls Dich interessiert, was eine Reizblase im Alltag bedeutet, dann klick hier auf unser Interview mit Birgit Bulla. Die Influencerin (@pinkelbelle) ist eine Betroffene und erzählt im Gespräch von ihrem Leben und ihren Erfahrungen mit Inkontinenz. 




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