Lasst uns über Hormontherapien in der Menopause reden

Der Text "Women Have Been Misled About Menopause" ("Frauen werden über die Menopause getäuscht") von Susan Dominus hat uns wieder mal die Augen geöffnet, wie wenig wir eigentlich über die Menopause wissen. In dem Beitrag beschreibt Susan Dominus ihre eignen Erfahrungen und Symptome in der Menopause und nimmt uns mit auf die Reise, um eine Behandlung für ihre Beschwerden zu finden. Sie beschreibt so eindringlich, was sie dabei erlebt hat und zeigt auf, wie selten diese hormonellen Beschwerden ernst genommen werden. Dabei haben 85% der Frauen Symptome wie Hitzewallungen, Inkontinenz, Osteoporose, Depressionen oder Haarausfall. Eine Ärztin sagt deshalb, dass die Menopause ein gigantischer Blinder Fleck ist. Und ihre Erklärung ist schlimm: "In unserer Gesellschaft haben wir eine hohe Toleranz für das Leiden von Frauen. Es ist uns ganz einfach nicht wichtig."  

Dabei könnte es alles so einfach sein. Denn an sich gibt es eine Behandlung, die gut funktioniert und viele Symptome der Menopause lindert: Hormontherapie. Denn die Hauptursache dieser Beschwerden entstehen, wenn der Körper im Alter aufhört, das Hormon Östrogen zu produzieren. Und dieses Fehlen von Östrogen führt zu einer Vielzahl von Beschwerden. Besonders das Wohlbefinden von Frauen kann leiden, weil sich der Körper durch die hormonelle Umstellung verändert. Und eine Hormontherapie in der Menopause hilft genau bei diesen Beschwerden. Es hilft bei Hitzewallungen und kann sogar einen positiven Effekt auf Depressionen, Diabetes, Osteoporose oder Infektionen der Harnwege haben, die zur Inkontinenz führen können. Also warum bekommen dann nicht mehr Frauen Hormone, wenn sie starke Beschwerden haben? 

Einer der Gründe, warum nicht mehr Frauen Hormone verschrieben bekommen, sind verschiedene Studien, die gezeigt haben, dass eine Hormonbehandlung für Frauen in der Menopause schwere Nebenwirkungen haben kann. Und das Risiko klingt gruselig: Brustkrebs, Probleme mit dem Herzen oder Schlaganfälle. Das ist einer der Gründe, warum Hormone so selten für die Behandlung genutzt werden. Dabei haben duzende weitere Studien gezeigt, dass besonders für gesunde Frauen unter 60, die stark an ihren Symptomen leiden, eine Hormontherapie so viele Vorteile hat, dass das Risiko problemlos akzeptiert werden kann. Vor allem, weil inzwischen Hormone eingesetzt werden, die natur- oder bioidentisch genannt werden. Diese Hormone sind genauso aufgebaut wie Hormone, die der Körper selbst produziert. Dadurch sinken die Nebenwirkungen noch weiter. Vor allem, weil diese Hormone inzwischen sehr genau auf die Beschwerden der Patientinnen abgestimmt werden können. 

Aber wenn das so ist, warum machen dann nur ca. 6% der Frauen zwischen 45 und 65 Jahren eine Hormonersatztherapie? Die Antwort darauf ist vielleicht ganz einfach: Die Wechseljahresbeschwerden werden weder von den betroffenen Frauen noch von Ärzt:innen oder den Krankenkassen ernst genommen. Wie schlimm sind Hitzewallungen schon? Eine trockene Scheide? Darüber reden wir nicht gern. Inkontinenz? Das kann viele Gründe haben. Probleme mit dem Gedächtnis? Du wirst einfach alt. Eine Studie hat gezeigt, dass weniger als die Hälfte aller Frauen ihre Symptome mit ihren Ärzt:innen besprochen haben. Die New York Times zitiert eine Expertin mit den Worten: "Die Menopause hat eine der schlechtesten PR-Kampagnen, die das Universum je gesehen hat. (...) Wie oft kommt eine 56-jährige Frau zu mir, die sagt: Oh, ja, ich habe keine Hitzewallungen und Nachtschweiß, aber ich habe Depressionen und Osteoporose und eine geringe Libido und Schmerzen beim Sex? Das können alles Wechseljahresbeschwerden sein.“

Wir sind keine Ärzt:innen. Wir sind ein Blog, in dem es um Inkontinenz geht. Aber wir merken immer wieder, wie stark Frauen leiden, weil wir ungern ehrlich über die Menopause reden. Dabei passiert so viel, wenn der Körper im Alter weniger Östrogen produziert. Ganz klar, die Symptome sind diffus und vielseitig. Die hormonellen Veränderungen können zu Hitzewallungen führen, zu Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Und zu oft tun wir so, als wären diese Wechseljahresbeschwerden nicht der Rede wert. Wir leiden im Stillen und ignorieren dadurch mögliche Risiken der Wechseljahre.[KT1] [ha2]  Darum ist es so wichtig, dass wir uns über unsere Erfahrungen austauschen, mit unseren Ärzt:innen reden und uns nicht abwimmeln lassen, weil jemand uns das Gefühl gibt, dass Wechseljahresbeschwerden nicht schlimm sind. Das stimmt ganz einfach nicht und es ist wichtig, dass es Dir gut geht. Deshalb reden wir so offen über diese Themen. Denn das eigene Wohlbefinden ist keine Nebensache, sondern die Grundlage für ein gutes Leben – besonders in den Wechseljahren. 

Quellen:

https://www.nytimes.com/2023/02/01/magazine/menopause-hot-flashes-hormone-therapy.html

https://www.mdr.de/brisant/hormontherapie-116.html#:~:text=Aktuellen%20Zahlen%20zufolge%20nehmen%20nur,unter%20den%20Wechseljahren%20leiden%20k%C3%B6nnen.