Wenn die Blase chronisch schmerzt
Hast Du manchmal Schmerzen oberhalb der Blase, im Becken oder im Unterleib? Verspürst Du häufigen und extremen Harndrang und verlierst Du manchmal unkontrolliert Urin? Dann könnte bei Dir eine interstitielle Zystitis (IC), eine nichtinfektiöse Blasenentzündung vorliegen.

Keine gewöhnliche Blasenentzündung
Die interstitielle Zystitis (IC), auch bekannt als Blasenschmerzsyndrom, ist eine chronische Erkrankung der Harnblase, bei der Schmerzen, Druck oder Unwohlsein im Blasenbereich, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie häufiger und dringender Harndrang auftreten. Unter Umständen können sich die Symptome bei betroffenen Frauen während des Eisprungs und der Menstruation verstärken. Auch saisonal bedingte Allergien sowie seelischer Stress verstärkt nach aktuellen Erkenntnissen diese Erkrankung ebenfalls. Sie unterscheidet sich von herkömmlichen Blasenentzündungen, da bei der IC keine bakterielle Infektion vorliegt und Antibiotika in der Regel nicht helfen.
Wer ist betroffen?
Die IC betrifft zwar nicht ausschließlich Frauen, sie erkranken jedoch neunmal häufiger an IC als Männer. Die meisten Betroffenen sind im Alter von 30 bis 60 Jahren. Typisch für diese Erkrankung ist: Es dauert meist lange, bis die Krankheit überhaupt erkannt wird, weil die Beschwerden sich mit anderen Erkrankungen der Blase, des Unterleibs oder der Knochen, Sehnen und Faszien im Becken decken können. Die Interstitielle Zystitis muss deshalb von Prostataerkrankungen, anderen Blasenerkrankungen, Krankheiten des weiblichen Unterleibs und orthopädischen Krankheitsbildern abgegrenzt werden, was eine langwierige Diagnostik bedeuten kann.
Ursachen
Die genauen Ursachen der interstitiellen Zystitis (IC) sind noch nicht vollständig geklärt. Tausende von wissenschaftlichen Untersuchungen favorisieren unterschiedliche Entstehungstheorien und mögliche Auslöser, die nach wie vor untersucht werden. Eine mögliche Erklärung könnten frühere Harnwegsinfektionen sein, die eine Entzündungsreaktion in der Blase auslösen. Eine weitere Ursache könnte ein Defekt der Blasenschleimhaut, genauer gesagt der bedeckenden Schutzschicht sein. Bestimmte Chemikalien oder Umweltgifte, die über die Nahrung ihren Weg in die Blasen finden, könnten zudem die Schleimhaut schädigen. Allergische Reaktionen oder andere Störungen des Immunsystems könnten ebenfalls zur Entstehung von IC beitragen. Neurologische Störungen, die die Blasenfunktion beeinflussen, sowie hormonelle Ungleichgewichte oder Stress könnten die Symptome verschlimmern. Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem die Blasenschleimhaut angreift, und genetische Veranlagungen spielen ebenfalls eine Rolle.
Der GAG-Defekt – die wissenschaftlich meistakzeptierte Ursache
Beim sogenannten GAG-Defekt handelt es sich um den schon oben erwähnten Defekt der Schleimhautschutzschicht der Blase (GAG-Schicht). Diese verhindert, dass saure Stoffe, Gewürzrückstände und andere Substanzen, die im Urin enthalten sind, in die Schleimhaut eindringen können. Ist die Schutzschicht defekt, passiert das, was bei einer Schürfwunde bei Kontakt mit Zitronenwasser passiert: Der saure Zitronensaft erreicht nicht mehr geschützte Gewebsschichten und führt zu einer Entzündung und einer Reizung von frei liegenden Nervenenden. Schmerz, Brennen und eine nicht durch Bakterien verursachte Entzündung sind die Folge. Dafür spricht, dass Betroffene häufig berichten, dass die Anzeichen allmählich aufträten und sich im Lauf der Jahre verstärkten. Heute wissen wir, dass in solchen Fällen die Blasenwand über die Jahre mehr und mehr geschädigt wird.
Interdisziplinärer Ansatz
Zwar ist diese Krankheit im Grunde genommen nicht heilbar, aber es gibt unterschiedliche Therapiemöglichkeiten, und in der Regel lässt sich die Krankheit durch die Kombination verschiedener Medikamente zumeist gut behandeln. Zögere deshalb nicht und suche Dir einen spezialisierten Arzt oder eine spezialisierte Ärztin. Da es sich um eine eher seltene Erkrankung handelt, kann es sein, dass Ärzte und Ärztinnen, die sich nicht auf das Krankheitsbild spezialisiert haben, sich mit der Diagnose schwertun. Bei Verdacht auf Interstitielle Zystitis sollten Betroffene an ein IC-Zentrum überwiesen werden. In den IC-Zentren wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt, und gerade diese kurzen Wege zu Spezialisten und Spezialistinnen anderer Fachrichtungen sind hilfreich.
Hier findest Du auf IC und Beckenschmerz spezialisierte Zentren.
Leben mit IC
Die Behandlung der interstitiellen Zystitis erfolgt ganz individuell und interdisziplinär, denn nicht alle Therapiemaßnahmen helfen bei allen Betroffenen. Auch deshalb bietet sich die Überweisung in ein IC-Zentrum an. In der Regel gelingt es, die Krankheit gut einzustellen – etwa mit Rheuma vergleichbar –, sodass ein Leben mit der Erkrankung ohne große Einschränkungen möglich ist. Eine Heilung etwa wie bei einer herkömmlichen Blasenentzündung, bei der die Erreger den Körper wieder verlassen, ist nur selten möglich.
Therapiemöglichkeiten:
- Medikamentöse Therapie: Dazu gehören Schmerzmittel, Antidepressiva, Antiallergika und Immunsuppressiva, die die Symptome lindern.
- Blasenspülungen: Spezielle Lösungen werden direkt in die Blase eingeführt, um Entzündungen zu reduzieren.
- Physiotherapie: Beckenbodentraining und andere physiotherapeutische Maßnahmen können helfen, die Symptome zu lindern.
- Ernährungsumstellung: Bestimmte Lebensmittel können die Symptome verschlimmern, daher kann eine angepasste Ernährung hilfreich sein.
- Psychologische Unterstützung: Da chronische Schmerzen oft auch psychische Belastungen mit sich bringen, kann eine begleitende Psychotherapie sinnvoll sein.
- Operative Eingriffe: In schweren Fällen werden chirurgische Maßnahmen in Betracht gezogen.
Die Interstitielle Zystitis ist eine herausfordernde Erkrankung, die viele Facetten des Lebens beeinflusst. Daher ist es wichtig, dass Du Dir die Unterstützung holst, die Du benötigst. Mit der richtigen medizinischen Hilfe und dem Beistand von Dir nahestehenden Personen oder Selbsthilfegruppen oder Deinem eigenen konstruktiven Umgang hast Du die Möglichkeit, Dein Leben trotz IC aktiv zu gestalten.
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