Nächtliche Inkontinenz – wie Angehörige den Schlaf von Betroffenen verbessern können
Harninkontinenz betrifft etwa 13 Prozent der Bevölkerung, wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte und auf bis zu 25 Prozent geschätzt wird. Und auch wenn die Betroffenen selbst natürlich einen Weg finden müssen, mit dem ungewollten Harnverlust umzugehen und für ihre Lebensqualität zu sorgen, sind auch Angehörige gefragt, einen adäquaten Umgang mit dem Thema zu finden. Vor allem die nächtliche Bewältigung von Inkontinenz kann für Partner(innen) eine besondere Herausforderung sein.

Eine angemessene Umgangsform mit Inkontinenz erfordert Mitgefühl, Verständnis und Respekt. Diese Unterstützung kann natürlich nur erfolgen, wenn Lebenspartner*innen, Freunde oder Verwandte von den Problemen der Betroffenen wissen. Offen und ehrlich über das Thema Inkontinenz zu sprechen, ist daher eine Grundvoraussetzung, um Angehörigen die Gelegenheit zu geben, wahre Empathie zu zeigen und eine unterstützende Rolle im Leben der Betroffenen einzunehmen. 

Grundsätzlich gilt es natürlich, Ursachen und Form der Inkontinenz zu identifizieren, denn der ungewollte Verlust von Urin ist mithilfe des entsprechenden Ansatzes oft in den Griff zu bekommen, und die Symptome lassen sich in den meisten Fällen zumindest abmildern. Nur wer die Ursache kennt, kann eine individuelle Behandlung anstreben und so den leidigen Harndrang eindämmen. Der ungewollte Verlust von Urin kann physische wie psychische Ursachen haben. Daher empfiehlt es sich, bei ungewolltem Urinverlust unbedingt die Ursachen zu erkennen und mithilfe von medizinischen Expertinnen und Experten zu behandeln. Vor allem bei psychischen Ursachen kann die Unterstützung durch Angehörige eine große Hilfe sein.  

Gerade im Alltag ist es eine große Erleichterung für alle Beteiligten, wenn Transparenz und Offenheit herrscht.

Gerade im Alltag ist es eine große Erleichterung für alle Beteiligten – Betroffene wie Angehörige –, wenn Transparenz und Offenheit herrscht. So kann für die von Inkontinenz betroffene Person eine Atmosphäre geschaffen werden, in der sie sich wohl und sicher fühlt. Insbesondere die Nacht kann Paare, die ein Bett teilen oder Menschen, die zusammenwohnen, vor gewisse Herausforderungen stellen. Denn wer sehnt sich nicht nach erholsamem und gutem Schlaf? Wir haben Informationen, Hilfsmittel und Tipps für Angehörige wie Betroffene zusammengestellt, die helfen können, den nächtlichen Harndrang gut zu handeln und entspannt durch die Nacht zu kommen. 

Gemeinsame Vorbereitung

Es kann sinnvoll sein, im Vorfeld gemeinsam über nächtliche Routinen zu sprechen. Dabei geht es darum, welche Schritte unternommen werden können, um nachts mit der Inkontinenz umzugehen. Das kann den Einsatz von geeigneten Inkontinenzprodukten, das Abendessen oder Trinkverhalten betreffen.  

Schlafumgebung optimieren

Stelle sicher, dass die Schlafumgebung komfortabel und leicht zugänglich ist. Halte Wege zum Badezimmer frei und sorge für ausreichende und praktikable Beleuchtung, um nachts Unfälle zu vermeiden. 

Geeignete Inkontinenzprodukte verwenden

Die richtigen Inkontinenzprodukte, die während der Nacht den besten Schutz bieten, sind essenztiell. Sie nehmen nicht nur große Mengen an Flüssigkeit auf, sondern sind auch geruchsneutralisierend und hautfreundlich.  

Wasserzufuhr regulieren

Begrenze die Wasseraufnahme in den Stunden vor dem Schlafengehen, um nächtliche Toilettengänge zu minimieren. Achte jedoch darauf, dass ausreichend Flüssigkeitszufuhr tagsüber erfolgt, um Dehydrierung zu vermeiden. Alkohol und Getränke wie Kaffee, Matetee, schwarzer und grüner Tee oder Cola sind nicht nur wegen ihrer aufputschenden Wirkung nicht zu empfehlen. Sie wirken harntreibend und blasenreizend.

Toilettengänge planen

Vor dem Schlafengehen ist es für Betroffene sinnvoll, noch einmal auf die Toilette zu gehen, um die Blase zu entleeren. Auch ein leerer Magen kann helfen, nächtliche Dringlichkeiten zu minimieren. 

Schutz für das Bett

Legt ein wasserdichtes Bettschutzlaken oder Unterlagen auf das Bett, um eventuelles Auslaufen von Urin aufzufangen und die Matratze zu schützen. Sollte es zu einem Unfall kommen, habt einen Plan für die schnelle Reinigung und den Wechsel der Bettwäsche parat. Besonders praktisch ist es, die notwendigen Reinigungsmittel, Wechselkleidung und Wechselbettwäsche griffbereit zu haben. 

Nächtliche Unterstützung bieten

Es kann eine große Hilfe für Betroffene sein, wenn sie nachts nicht alleine auf die Toilette gehen müssen. Eine Unterstützung kann bereits sein, das Licht anzumachen, die Wege freizuhalten oder beim Aufstehen und Gehen zum Badezimmer zu helfen, wenn der oder die Betroffene das als hilfreich empfindet.

Beruhigende Atmosphäre schaffen

Sorgt für eine beruhigende Schlafumgebung. Dimmt das Licht, spielt entspannende Musik oder lest gemeinsam, um als Team in eine möglichst entspannte Nacht zu starten. Denn Stress fördert den ungewollten Urinverlust. Insbesondere wenn die Ursache der Inkontinenz psychisch bedingt ist, ist ein achtsamer Umgang mit viel Einfühlungsvermögen gefragt. Zeige Verständnis und Geduld, wenn es in der Nacht zu Unfällen kommt, und ermutige ihn / sie, sich nicht davon entmutigen zu lassen. 

Sicher werdet ihr nach einiger Zeit eure eigene Umgangsform mit dem Thema Inkontinenz finden – als betroffene wie auch als angehörige Person. Alleine schon das Sprechen darüber und ein gemeinsames Planen des Alltags kann helfen, eine Sicherheit und Enttabuisierung zu etablieren. Ob in der Partnerschaft oder in der Pflege, Empathie ist gefragt, um die Bedürfnisse von Betroffenen zu verstehen. So kannst du als Partner*in oder Angehörige*r dazu beitragen, dass sich Betroffene in der Nacht sowie im Alltag sicher und geborgen fühlen. 




Frequently asked questions
Inkontinenz – was hilft wirklich?



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