Inkontinenz-assoziierte Dermatitis – Was tun?

Für Betroffene von Inkontinenz kann eine nachlässige Pflege der Haut zu einem Problem werden. Sind Rötungen zu sehen, ist dies oft das erste Anzeichen, dass sich eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis entwickelt. Wir haben ein paar wichtige Tipps zusammengestellt, die Dir dabei helfen können, diese besondere Form der Hautentzündung zu vermeiden und Deine Haut gesund zu pflegen.

Je älter wir werden, desto dünner wird unsere Haut. Zudem nimmt der Anteil an Fetten und Wasser ab, sodass sie zu Trockenheit neigt. Zugleich verringert sich der Säureschutzmantel. Die Folge: Die Haut wird empfindlicher und durchlässiger, sodass Keime und Erreger leichter eindringen können.

Für Menschen im Alter, die von Inkontinenz betroffen sind, ist die verringerte Hautbarriere ein Risikofaktor, insbesondere wenn sie pflegebedürftig sind und Hilfsmittel wie Einlagen oder spezielle Unterwäsche nicht selbstständig wechseln können. Denn je länger ihre Haut mit Urin und besonders mit flüssigem Stuhl in Kontakt kommt, desto größer ist die Gefahr, dass eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis auftritt. Diese zeigt sich zunächst durch Rötungen der Haut. Kommt es zusätzlich zu Juckreiz oder sind Ausschlag, Schwellungen oder Blasen zu sehen, ist dies oft ein Zeichen dafür, dass Bakterien in die Hautschicht eingedrungen sind.

Doch so weit muss es nicht kommen. Mit der richtigen Pflege haben Keime und Erreger nämlich keine Chance.

Welche Hautstellen sind anfällig für eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis?

Eine Dermatitis ist eine Entzündung der Haut. Bei der Inkontinenz-assoziierten Form sind dabei in der Regel der Intimbereich, das Gesäß oder die Innenseiten der Oberschenkel betroffen. Denn dies sind genau die Stellen, die bei nachlässiger Pflege über einen längeren Zeitpunkt mit Urin und Stuhl in Kontakt kommen. Durch die Feuchtigkeit weicht nicht nur die Haut an den betroffenen Bereichen auf, es sammeln sich auch Bakterien und Pilze an und haben leichtes Spiel, in die Haut einzudringen. 

Welche Faktoren begünstigen eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis?

Betroffene von Inkontinenz, die pflegebedürftig sind, haben ein erhöhtes Risiko, diese besondere Form der Dermatitis zu entwickeln. Das liegt vor allem daran, weil sie viel Zeit im Sitzen und Liegen verbringen und nicht mehr selbstständig auf Toilette gehen können. Sie sind deshalb darauf angewiesen, dass ihre Unterwäsche oder ihre Einlagen passgenau sitzen und frühzeitig gewechselt werden. Darüber hinaus müssen sie darauf vertrauen, dass die Pflegenden Urin und Stuhl im Intimbereich, am Gesäß oder an den Hautfalten richtig säubern. Auch Übergewicht ist ein Risikofaktor, da die Haut an Oberschenkeln oder anderen Körperstellen aneinanderreibt und deshalb schnell gereizt ist. 

Worauf kommt es bei der Hautpflege bei Inkontinenz an?

Zunächst ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Stuhl und Urin möglichst gar nicht in Kontakt mit der Haut kommen. Hilfreich kann es beispielsweise sein, wenn feste Toilettenzeiten, etwa nach den Mahlzeiten, in den Tagesablauf eingeplant werden. Außerdem helfen spezielle aufsaugende Inkontinenzhilfsmittel.

Wichtig: Um Körperflüssigkeiten sicher aufnehmen zu können, müssen die Produkte passgenau am Körper anliegen. Deshalb solltest Du diese in der passenden Größe und ausschließlich einzeln verwenden. Achte zudem darauf, dass sie nicht verrutschen.

Tipp: Die Wahl des Inkontinenzmittels muss zum Inkontinenzgrad, der Körpergröße, dem Hautzustand und der Selbstständigkeit des Betroffenen passen. Eine sorgfältige Auswahl ist deshalb wichtig, damit die Materialien den benötigten Schutz leisten können.

Ideal für die Hautreinigung sind pH-neutrale Seifen, weil sie die natürliche Schutzfunktion der Haut nicht angreifen. Das Wasser zum Säubern der Haut sollte lauwarm sein. Ist es zu heiß, ist dies nicht nur unangenehm für die pflegebedürftige Person, sondern auch schädlich für deren Haut, weil ihr schützendes Fett entzogen wird. Besonders sanft ist es, wenn Du nach der Reinigung die Haut gründlich, aber vorsichtig mit einem weichen Handtuch abtupfst.

Tipp: Feuchttücher mit rückfettenden und hautschützenden Substanzen sind eine gute und schonende Möglichkeit, um beispielsweise Stuhlreste von der Haut zu entfernen.

Beim Kauf von Reinigungslotionen oder Emulsionen lohnt es sich, auf die Inhaltsstoffe zu schauen. Konservierungsstoffe können die Haut austrocknen, chemische Substanzen zu Reizungen führen. Auch Duftstoffe, Alkohol oder ätherische Öle tun älterer Haut nicht gut. Rückfettende Substanzen unterstützen hingegen den Schutzmantel der Haut. Eine Auswahl an speziellen Pflegeprodukten bei Inkontinenz findest Du hier.

Übrigens, reine Fette sind nicht empfehlenswert, weil sie die Saugleistung von Inkontinenzhilfen vermindern können. 

Wie lässt sich eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis behandeln?

Eine schonende Reinigung ist das A und O. Auch das regelmäßige dünne Auftragen von sogenannten Barrierecremes kann sinnvoll sein, da sie die Heilung unterstützen sollen und einen wasserabweisenden Film bilden, der die Haut vor Feuchtigkeit schützt. Bei starken Entzündungen empfehlen wir Dir, medizinischen Rat einzuholen, entweder in Deiner hausärztlichen Praxis oder bei einer Hautärztin beziehungsweise einem Hautarzt.  

Gegen Bakterien und Pilze können zinkhaltige Präparate helfen. Wichtig ist, dass diese wohldosiert entsprechend der Empfehlung in der Packungsbeilage auf die befallenen Hautstellen aufgetragen werden. Cremes mit Kortison solltest Du nur in ärztlicher Abstimmung über einen festgelegten Zeitraum verwenden. 

Fazit

Zur Prävention einer Inkontinenz-assoziierten Dermatitis ist es wichtig, dass die Haut nicht mit Urin oder Stuhl in Kontakt kommt. Für die häusliche Pflege bedeutet dies, dass zum Beispiel Einlagen oder Inkontinenzunterwäsche mehrmals täglich gewechselt werden. Zudem benötigt die Haut eine besondere Pflege. Dazu gehören eine schonende Reinigung sowie das Auftragen rückfettender Substanzen. Um eine Hautentzündung richtig und effektiv zu behandeln, ist medizinischer Rat sinnvoll. 




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