Es gibt verschiedene Gründe, warum eine Operation an der Prostata notwendig sein kann. Zu einem der häufigsten zählt die benigne Prostatahyperplasie (BPH). Dies ist eine nicht-krebsartige Vergrößerung der Prostata. Diese kann zu Problemen beim Wasserlassen führen, wie häufiger oder starker Harndrang, ein schwacher Harnstrahl oder eine unvollständige Entleerung der Blase. Auch die Diagnose Prostatakrebs macht häufig eine operative Entfernung der Prostata (Prostatektomie) nötig, zumal wenn der Krebs lokalisiert ist und nicht metastasiert hat. Nach einer Prostata-OP, insbesondere einer radikalen Prostatektomie, bei der die gesamte Prostata entfernt wird, kommt es aufgrund unterschiedlicher Faktoren häufig zu Harninkontinenz.
Ursachen von Inkontinenz nach einer Prostata-Operation
Inkontinenz ist ein belastendes Problem, das häufig bei Männern nach einer Prostata-Operation auftritt. Nach der Operation – ein ohnehin schon belastender Eingriff – kann neben Wundschmerz und der Sorge über den Verlauf des Heilungsprozesses auch eine weitere Nebenwirkung auftreten: Inkontinenz. Die Ursachen für diesen postoperativ auftretenden Harnverlust sind vielfältig und komplex. Doch wir haben eine gute Nachricht für Dich: Die Harninkontinenz ist meist nur vorübergehend – nach einiger Zeit bessern sich die Symptome wieder. Hier erfährst Du, warum es nach einer Prostata-OP zu Inkontinenz kommen kann und was Du dagegen tun kannst.

Schädigung des Sphinktermuskels
Eine der häufigsten Ursachen für Inkontinenz nach einer Prostata-OP ist die Schädigung des äußeren Harnröhrensphinkters, dem Schließmuskel der Harnröhre. Die Sphinktermuskeln sind der entscheidende Teil Deines Kontinenzorgans und spielen eine wichtige Rolle bei der Kontrolle Deines Harnflusses. Während der Operation kann es aufgrund der Nähe des Sphinkters zur Prostata zu versehentlichen Verletzungen kommen. Diese Verletzungen können die Fähigkeit des Sphinkters beeinträchtigen, sich zu schließen, was Harnverlust zur Folge hat. Doch wie alle Muskeln im Körper, lässt sich auch der Schließmuskel der Blase gezielt trainieren und meist auch regenerieren.
Beckenbodenschwäche
Die Beckenbodenmuskulatur unterstützt Deine Harnblase und hilft Dir, die Kontrolle über die Blase zu erhalten. Nach einer Prostata-OP kann es zu einer Schwächung dieser Muskulatur kommen, entweder durch direkte chirurgische Einwirkung oder durch postoperative Inaktivität und Schmerzen. Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur beeinträchtigt die Fähigkeit, den Harnröhrenschluss zu kontrollieren.
Veränderungen in der Blasenfunktion
Eine weitere mögliche Ursache für Inkontinenz sind Veränderungen in der Blasenfunktion selbst. Nach einer Prostata-OP kommt es oft zu einer Überaktivität der Blase, bei der diese sich häufiger als gewöhnlich zusammenzieht. Dies führt zu einem plötzlichen Drang zu urinieren, der sich nicht immer rechtzeitig kontrollieren lässt. Diese Art der Inkontinenz wird oft als „Dranginkontinenz“ bezeichnet.
Nervenverletzungen
Während der Operation können auch die Nerven, die für die Kontrolle Deiner Blasenfunktion verantwortlich sind, beschädigt werden. Insbesondere die Nerven, die den äußeren Schließmuskel und die Blase versorgen, sind oft betroffen. Solche Nervenverletzungen können temporär oder permanent sein und zu einer Beeinträchtigung der Blasenkontrolle führen.
Anatomische Veränderungen
Vor allem nach einer radikalen Prostatektomie verändern sich nicht selten die anatomischen Verhältnisse im Becken. Die Entfernung der Prostata kann den Winkel der Harnröhre verändern, da diese neu an die Blase angeschlossen werden muss, was die Fähigkeit zur Kontrolle des Harnflusses beeinträchtigt. Diese strukturellen Veränderungen tragen dazu bei, dass der äußere Sphinkter und die Beckenbodenmuskulatur zunächst nicht mehr so effektiv arbeiten können wie vor der Operation.
Drei Monate nach der OP ist noch fast jeder zweite Mann von Inkontinenz betroffen.
18 Monate danach erleben nur noch 4-21 von 1000 Männern gelegentlich eine Belastungsinkontinenz.
Quelle: Prostata Hilfe Deutschland
Präventions- und Behandlungsansätze
Gerade nach einer Prostataoperation ist eine dauerhafte Inkontinenz aber eher selten und lässt sich in den meisten Fällen gut in den Griff bekommen. Die Behandlung einer Harninkontinenz nach einem operativen Eingriff umfasst eine Reihe von Ansätzen, die von konservativen Maßnahmen bis hin zu erneuten chirurgischen Eingriffen reichen. Vor allem eine frühzeitige Rehabilitation durch Beckenbodentraining hilft Dir, die Muskulatur zu stärken und die Kontrolle über Deine Blase wiederzuerlangen. Bei schwereren Fällen kann der Einsatz von Medikamenten oder sogar ein erneuter chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um die unerwünschte Blasenschwäche loszuwerden. Ein ganzheitlicher Ansatz ist sehr erfolgversprechend und bedeutet meist eine Verbesserung der Lebensqualität.
Beckenbodentraining
Das Beckenbodentraining ist eine der effektivsten Methoden zur Vorbeugung und Behandlung von ungewolltem Harnverlust. Diese Übungen zielen darauf ab, Deine Beckenbodenmuskulatur zu stärken, die eine zentrale Rolle bei der Kontrolle Deiner Blase spielt. Patienten lernen, die richtigen Muskeln zu identifizieren und gezielt zu trainieren, oft mit Hilfe von Physiotherapeutinnen oder -therapeuten.
Biofeedback und Elektrostimulation
Eine Biofeedback-Therapie kann Patienten helfen, ihre Beckenbodenmuskulatur besser zu kontrollieren, indem sie visuelle oder auditive Rückmeldungen über ihre Muskelaktivität erhalten. Eine andere Therapieform ist die Elektrostimulation, bei der mittels elektrischer Reize die Beckenbodenmuskulatur gestärkt wird. Dies ist vor allem hilfreich, wenn die muskuläre Kontrolle stark beeinträchtigt ist.
Verhaltensänderungen und Blasentraining
Blasentraining hilft Patienten, die Kontrolle über ihre Blase zu verbessern, indem sie lernen, den Harndrang zu kontrollieren und das Urinierungsintervall, also die Zeitspanne zwischen zwei aufeinanderfolgenden Toilettengängen mit Blasenentleerung, zu verlängern. Dies kann durch einen festen Toilettenplan und Techniken zur Verzögerung des Harndrangs erreicht werden. Verhaltensänderungen wie die Verringerung der Flüssigkeitsaufnahme vor dem Schlafengehen oder die Vermeidung von koffeinhaltigen Getränken sind ebenfalls hilfreich.
Medikamentöse Behandlung
In einigen Fällen werden Medikamente verschrieben, um die Blasenmuskulatur zu entspannen oder die Harnröhrenfunktion zu verbessern. Diese können hilfreich sein bei der Behandlung von Dranginkontinenz oder zur Unterstützung der Blasenkontrolle nach der Operation.
Inkontinenzhilfsmittel
Für viele Männer sind Inkontinenzhilfsmittel wie Einlagen, spezielle Unterwäsche oder Kondomurinale eine praktische Lösung, um den Alltag zu erleichtern und das Selbstbewusstsein zu stärken. Als Versicherter hast Du unter bestimmten Voraussetzungen einen gesetzlichen Anspruch auf die Versorgung mit Inkontinenzprodukten.
„Die Prognosen der unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten sind exzellent. Je früher man mit der richtigen Therapie beginnt, desto leichter stellt sich der Erfolg ein.“
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, 1. Vorsitzender der Deutschen Kontinenz Gesellschaft
Psychologische Unterstützung und Beratung
Wir wissen, dass Inkontinenz eine erhebliche psychologische Belastung mit sich bringen kann. Wie gut, dass es psychologische Beratung und Selbsthilfegruppen gibt, um Betroffenen zu helfen, mit den emotionalen und sozialen Auswirkungen der Inkontinenz umzugehen. Auch wenn es Überwindung kosten mag: Der Austausch mit der Partnerin, dem Partner oder einer anderen vertrauten Person verschafft Dir mit Sicherheit Erleichterung. Die Behandlung und Prävention von Inkontinenz nach einer Prostata-Operation erfordert oft einen individuellen Ansatz, der verschiedene, auf Dich zugeschnittene Maßnahmen kombiniert. Ein frühzeitiger Beginn der Beckenbodengymnastik, angepasstes Verhaltenstraining und, falls nötig, medizinische Hilfe werden Deine Lebensqualität erheblich verbessern. Daher ist es ratsam, eng mit einer Urologin bzw. einem Urologen und einer Physiotherapeutin oder einem -therapeuten zusammenzuarbeiten, um die besten Strategien für Deine persönliche Situation zu finden. Ganz wichtig dabei: Gib Dir und Deinem Körper Zeit, nach der OP zu heilen und die richtigen Ansätze zu finden, um Dir Deine Lebensqualität zurückzuholen.
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