Stuhlinkontinenz nach der Geburt
Die Geburt eines Kindes ist zweifellos ein Wunder und ein Grund zu größter Freude. Doch für viele Frauen bringt dieser lebensverändernde Moment auch unerwartete körperliche Herausforderungen mit sich. Durch die Belastung des Beckenbodens kann dieser so stark geschwächt werden, dass Frauen nach der Geburt Probleme bekommen, Urin oder Stuhl zu halten. Die Tabuthemen Harn- und Stuhlinkontinenz betreffen zahlreiche Frauen nach der Geburt, doch nur selten wird darüber gesprochen. In diesem Artikel fokussieren wir uns auf das Thema Stuhlinkontinenz – Du erfährst alles über die Ursachen sowie Behandlungsmethoden, um dieses Problem zu bewältigen.

Bei 0,4 bis 7 Prozent der Geburten kommt es zu Dammrissen dritten oder vierten Grades, die bei 20 bis 50 Prozent der betroffenen Frauen eine Stuhlinkontinenz zur Folge haben.
Was genau versteht man unter einer Stuhlinkontinenz?
Stuhlinkontinenz bezeichnet den unkontrollierten Abgang von Stuhl oder Darmgasen. Ursache kann die Beschädigung oder Schwächung des Schließmuskels oder der Nerven sein, die den Muskel steuern. Frauen nach der Geburt sind besonders gefährdet, da die Beckenbodenmuskulatur während der Entbindung stark belastet wird.
Studien zeigen, dass 20 bis 50 Prozent der Frauen mit einem schweren Dammriss nach einer vaginalen Geburt unter Stuhlinkontinenz leiden* (Quelle: siehe unten). Eine britische Untersuchung fand heraus, dass 13 Prozent der Frauen auch ein Jahr nach der Geburt noch Symptome haben.* Die Dunkelziffer ist höher, denn viele Frauen sprechen aus Scham nicht darüber.
Ursachen: Wie kommt es zu Stuhlinkontinenz nach der Geburt?
Die Hauptursache für Stuhlinkontinenz nach der Geburt ist eine Schädigung des Beckenbodens, die auf verschiedene Weise entstehen kann:
- Überdehnung und Schwächung der Beckenbodenmuskulatur: Während einer vaginalen Geburt wird der Beckenboden enorm gedehnt, um dem Baby den Durchgang zu ermöglichen. Dadurch kann es zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Schwächung der Muskeln kommen, die für die Schließfunktion verantwortlich sind.
- Dammriss oder Episiotomie: Ein schwerer Dammriss (Grad 3 oder 4) oder ein gezielter Dammschnitt (Episiotomie) zur Erleichterung der Geburt kann die Muskulatur und den Schließmuskel beeinträchtigen.
- Nervenschädigungen: Während der Geburt können Nerven, die den Schließmuskel steuern, in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies führt dazu, dass die Signale zwischen Gehirn und Schließmuskel nicht mehr korrekt übertragen werden.
- Hormonelle Veränderungen: Schwangerschaft und Geburt gehen mit starken hormonellen Umstellungen einher, die sich auf den Darm und die Kontrolle über den Stuhlgang auswirken können.
Behandlungsmethoden: Was hilft gegen Stuhlinkontinenz?
Die gute Nachricht ist: Der Beckenboden verfügt über erstaunliche Selbstheilungskräfte, mit der richtigen Unterstützung können viele Frauen die Kontrolle über ihren Schließmuskel zurückgewinnen.
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Beckenbodentraining
Gezielte Übungen zur Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur sind die wichtigste Therapie. Physiotherapeutinnen und -therapeuten, die auf den Beckenboden spezialisiert sind, können ein individuell angepasstes Trainingsprogramm erstellen. Besonders wirksam sind Kegel-Übungen und funktionelle Beckenbodenübungen, die alltagstauglich sind.
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Biofeedback-Therapie
Hierbei werden elektrische Sensoren verwendet, um die Aktivität der Beckenbodenmuskulatur zu messen. Frauen lernen durch visuelles oder akustisches Feedback, ihre Muskulatur gezielt zu aktivieren und zu kontrollieren.
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Elektrostimulation
Elektrische Impulse können helfen, die Beckenbodenmuskulatur zu stimulieren und zu kräftigen. Diese Methode ist besonders hilfreich für Frauen, die Probleme haben, die Muskulatur bewusst anzusteuern.
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Medikamente
In manchen Fällen können Medikamente wie Loperamid (Imodium) helfen. Sie verlangsamen die Darmbewegung und helfen so, den Stuhlgang zu regulieren und unkontrollierten Abgang zu reduzieren. Es ist wichtig, dass Du Dich hierzu fachlich beraten lässt und Dir die entsprechenden Medikamente nicht selber verordnest.
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Operative Eingriffe
Falls konservative Therapien nicht ausreichen, gibt es verschiedene chirurgische Optionen, darunter die Rekonstruktion des Schließmuskels oder die Implantation eines künstlichen Schließmuskels.
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Passende Produkte
Neben Therapie und Beckenbodentraining sind natürlich auch die richtigen Hygieneprodukte ein wichtiger Begleiter. Sie unterstützen Dich und geben Dir Sicherheit. Ganz wichtig dabei: das richtige Produkt.
Tabuthema: Warum sprechen so wenige darüber?
Obwohl viele Frauen betroffen sind, wird Stuhlinkontinenz nach der Geburt kaum thematisiert. Schamgefühle und die Angst vor sozialer Stigmatisierung führen dazu, dass Frauen das Problem verschweigen, selbst Hebammen oder Ärztinnen und Ärzten gegenüber.
Was kann gegen die Tabuisierung getan werden?
- Aufklärung und offene Gespräche: Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Hebammen sollten das Thema aktiv ansprechen.
- Betroffene ermutigen: Erfahrungsberichte in Blogs, Podcasts oder Selbsthilfegruppen können anderen Frauen helfen, sich nicht allein zu fühlen.
- Bessere Nachsorge: Frauen sollten nach der Geburt gezielt auf Symptome von Inkontinenz untersucht und frühzeitig auf Therapiemöglichkeiten hingewiesen werden.
Ein Blick nach Skandinavien zeigt, dass es auch anders geht. Dort ist die postnatale Beckenboden-Rehabilitation fester Bestandteil der medizinischen Nachsorge. Ein solches Modell könnte auch in Deutschland helfen, das Thema aus der Tabuzone zu holen und betroffenen Frauen schneller Unterstützung zu bieten.
Da Stuhlinkontinenz nach der Geburt ein häufiges, aber oft verschwiegenes Problem ist, leiden viele Frauen im Stillen, obwohl es effektive Therapiemöglichkeiten gibt. Die Scham muss durch Aufklärung, offene Gespräche und eine bessere medizinische Nachsorge abgebaut werden. Denn nur wenn betroffene Frauen wissen, dass sie nicht allein sind und dass es Lösungen gibt, können sie sich die Hilfe holen, die sie brauchen.
*Quellen:
- Deutsches Ärzteblatt (2020): „Inkontinenz nach der Geburt: Zahlen und Fakten“
- Dudding, T., et al. (2008): „The prevalence of faecal incontinence in women following childbirth“, British Journal of Obstetrics and Gynaecology
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