Blasenstörung und Harnwegsinfektionen
Je mehr sich unsere Blase füllt, desto stärker empfinden wir den Drang, auf Toilette gehen zu müssen. Diesen Impuls verdanken wir speziellen Nervenverbindungen zwischen Harnblase und Gehirn, die eigenständig miteinander „kommunizieren“. Ist diese Verbindung gestört, kann es zu Inkontinenz oder Problemen beim Wasserlassen kommen. Auch das Risiko für Harnwegsinfektionen steigt. Wie das zusammenhängt, erklären wir Dir hier.

Unser Körper ist ein echtes Wunderwerk. Er steckt voller Funktionen, die ganz allein ablaufen und die für uns selbstverständlich sind. Das verdanken wir zum großen Teil dem zentralen Nervensystem, das unter anderem unsere Bewegungen, Empfindungen und Organe kontrolliert. Dafür arbeiten das Gehirn, das Rückenmark und komplexe Nervenstränge in unserem Körper sensorisch zusammen. Dies gilt auch für die Steuerung der Blase. Ist sie voll, werden Impulse über Nervenverbindungen zwischen der Harnblase, dem Rückenmark und dem Gehirn verschickt. Dadurch verspüren wir den Drang, auf Toilette zu gehen.

Probleme entstehen, sobald der sensorische Austausch nicht mehr funktioniert, zum Beispiel weil Nerven verletzt sind. Verlieren Betroffene infolgedessen die Kontrolle über ihre Blase, entwickelt sich eine Blasenstörung, eine sogenannte neurogene Blase. 

Eine neurogene Blase entsteht aufgrund einer Fehlfunktion der Nerven, die das Harnsystem steuern. 

Was ist eine neurogene Blase?

Eine neurogene Blase entsteht also aufgrund einer Fehlfunktion der Nerven, die das Harnsystem steuern. Das heißt, die Impulse, wann der Urin in der Blase gehalten oder abgelassen werden sollte, sind gestört. Die Harnblase reagiert darauf entweder mit Über- oder Unteraktivität. Betroffen sein können sowohl Frauen als auch Männer.

Eine überaktive Blase kann zum Beispiel nach Schlaganfällen, Gehirnerkrankungen oder im Zusammenhang mit Parkinson auftreten. Betroffene verspüren in der Regel immer wieder einen starken Drang, auf Toilette gehen zu müssen. Viele leiden unter Inkontinenz, können also den Urin nicht halten. Andere schaffen es nicht, trotz hohem Druck die Blase überhaupt oder komplett zu entleeren.

Gegensätzliche Symptome treten bei einer unteraktiven Blase auf. Die Nerven, die dem Gehirn „mitteilen“, dass die Harnblase voll ist, sind gestört. Dadurch füllt sie sich immer weiter, ohne dass die Betroffenen einen Toilettendrang verspüren. Irgendwann kann der Schließmuskel der Blase dem Druck des Urins nicht mehr standhalten, sodass sie über- und Urin ausläuft. Ursachen für eine unteraktive Blase können unter anderem Diabetes (Stoffwechselerkrankungen), Multiple Sklerose (Erkrankung des zentralen Nervensystems) oder schwere Operationen im Bereich des Beckens sein. 

Welche Symptome sind typisch?

Zu den klassischen Symptomen gehören zum Beispiel Harnwegsinfektionen, Nierensteine, Harninkontinenz, geringe Urinmengen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, unkontrollierbares Tröpfeln von Urin oder der Verlust der Blasenkontrolle.

Die richtige Anlaufstelle für die Diagnose sind urologische Praxen, in denen verschiedene Tests durchgeführt werden. Dazu gehören unter anderem die Messung von Blasendruck und -kapazität. Darüber hinaus ist der Austausch mit Neurologen wichtig, da diese das Nervensystem untersuchen.

Welche Therapien helfen?

Bei Überaktivität kann beispielsweise ein Training helfen, die Blasenmuskeln zu stärken, sodass Betroffene lernen, den Urin besser zu halten.

Auch Übungen zur Anspannung des Beckenbodens können dabei helfen, den Harndrang zu minimieren. Diese Therapie lässt sich mit Biofeedback kombinieren. Dabei lernen Betroffene mit medizinischer Unterstützung, ihren Harndrang aufzuschieben oder zu unterdrücken.

Ergänzend können je nach Ursache Medikamente bei der Behandlung einer neurogenen Blase helfen. Zudem kann eine Katheterisierung, also die Einführung eines dünnen Schlauchs durch die Harnröhre in die Blase, das Wasserlassen unterstützen.

Schlagen weder eine medikamentöse Therapie noch ein Blasen- und Beckenbodentraining an, gibt es zudem die Möglichkeit, mit einem kleinen Schrittmacher (Interstim) das Wasserlassen zu steuern. Dieser sendet Impulse an den sogenannten Sakralnerv, der mit der Blase „kommuniziert“.

Hinzukommen diverse chirurgische Eingriffe, die zum Beispiel den Schließmuskel der Blase behandeln. 

Warum kann eine neurogene Blase zu Harnwegsinfektionen führen?

Wer von einer neurogenen Blase betroffen ist, hat ein höheres Risiko, an einer Blasenentzündung zu erkranken. Denn staut sich der Urin in der Blase oder bleibt regelmäßig Restharn darin zurück, finden Keime einen idealen Nährboden, um sich zu vermehren. Aber auch umgekehrt kann eine Blasenentzündung eine temporäre Dranginkontinenz auslösen. Der Druck, immer wieder auf Toilette gehen zu müssen, ist dabei so groß, dass Betroffene diesen nicht zurückhalten können.

Klassische Symptome einer Harnwegsinfektion sind unter anderem Schmerzen beim Wasserlassen, vermehrter Harndrang, dunkler und stark riechender Urin, Blut im Urin, Fieber oder Unterleibsschmerzen.

Wichtig: Eine Harnwegsinfektion sollte immer medizinisch mit einem Urintest untersucht werden. Sind Bakterien für die Entzündung verantwortlich, können spezielle Antibiotika die Erreger bekämpfen. 

Wie lassen sich Harnwegsinfektion vorbeugen?

Damit sich Bakterien in der Blase gar nicht erst ausbreiten können, ist es wichtig, täglich regelmäßig zu trinken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt als Richtwert mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag. Am besten sind Wasser oder Saftschorlen. Auf harntreibende Getränke wie Kaffee sollte weitestgehend verzichtet werden. 

Tipps zur Behandlung eines Harnwegsinfekts
  • Trinken, trinken, trinken: Um die Erreger aus der Blase zu spülen, ist es wichtig, bei einer Blasenentzündung die tägliche Flüssigkeitsmenge noch einmal zu erhöhen (auf mindestens 2 Liter). Ideal sind Blasen- und Nierentees, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, oder Bärentraubenblättertee.
  • Häufiges Wasserlassen: Bei jedem Toilettengang werden Erreger aus der Blase gespült.
  • Warmhalten: Halte Deinen Blasen- und Nierenbereich gut warm. Kälte kann die Durchblutung im Beckenbereich reduzieren und die lokale Erregerabwehr schwächen.
  • Einnahme leichter Schmerzmittel.
  • Einnahme von Cranberrys als Saft oder Kapseln. Sie sollen verhindern, dass sich Erreger an der äußeren Wand der Harnwege und Blase festsetzen. 



Frequently asked questions
Inkontinenz – was hilft wirklich?