Hallo, ich bin Lynn. Eigentlich steh ich nicht so gern im Scheinwerferlicht, aber meine beste Freundin meinte zu mir, „Doch mach das, Du kannst das bestimmt gut erklären.” Also los, lasst uns darüber reden, wie es ist, inkontinent zu sein. Das ist vielleicht nicht schön, aber eben auch nicht selten! Und ganz ehrlich, zu meinem Leben gehört das dazu. Und weil ich halt manchmal unbeabsichtigt ein paar Tropfen Urin verliere, klebe ich mir nach dem Duschen eine Einlage in den Slip. Und das ist viel einfacher, als meine beiden Kinder aus dem Bett zu bekommen, damit sie zur Schule gehen.
“Das beste Mittel gegen Blasenschwäche ist für mich #selflove”
7 Uhr –
Das Aufstehen, meine Kinder und ich.
„Ich finde, wir müssen ehrlich über unsere Blasenschwäche reden.”
11 Uhr –
Das Gute an meiner Inkontinenz? Ich lebe viel (selbst)bewusster.
Vor vier Jahren haben ich und drei Freundinnen, aus dem Studium, unser eigenes Architekturbüro gegründet. Gerade am Anfang war das ziemlich wild, aber inzwischen haben wir unseren Groove und unsere Kunden gefunden! Was meinen Beruf angeht, habe ich eine sehr einfache Philosophie: Meine Kunden sollen sich in ihren eigenen vier Wänden wohlfühlen. Und so seltsam das klingt – dieses Wohlfühlen fängt bei mir an. Gerade durch meine Inkontinenz habe ich gelernt, dass ich die Balance finden muss und das auch in kleinen Dingen viel Kraft steckt.
Früher habe ich mir in der Mittagspause irgendeinen Snack geholt. Inzwischen achte ich genau darauf, was ich in diesen Ruhemomenten zu mir nehme. Für heute Mittag hab ich mir deshalb etwas Leckeres gemacht. Ganz frisch und bio. So geht das Rezept: Ich backe eine Süßkartoffel im Ofen, koche mir ein bisschen braunen Reis und mische den dann mit Avocado und ein paar gerösteten Kürbiskernen. Dazu gibt es Joghurt, den ich mit Olivenöl und Salz verfeinert habe. Keine Chemie, keine Emulgatoren – das tut mir einfach gut.
“Meine Inkontinenz hat auch was Gutes: Ich lebe viel (selbst)bewusster.”
16 Uhr –
Mit Sport geht es mir echt besser.
Inkontinenz hat also auch echt gute Effekte. Seitdem ich Blasenprobleme habe, mache ich nämlich Sport. Immer dienstags und donnerstags nach meiner Schicht. Ich weiß noch, dass mir am Anfang immer gesagt wurde: “Mach Beckenbodenübungen.” Meine Reaktion darauf war: Ja, ja, ja – ich weiß. Dann habe ich mit Yoga angefangen und schnell gemerkt, :- OK, das funktioniert ja wirklich. Dadurch ist mein Harndrang nicht komplett weg, aber wesentlich besser geworden. Jetzt gehört Sport zu meinem Leben dazu.
„Sport gehört jetzt zu meinem Leben einfach dazu.”
19 Uhr –
Family Time
Als Mutter von Teenagern bin ich es ja gewohnt, uncool zu sein. Also macht es mir nichts aus, auch mit meinen Kindern offen über meine Inkontinenz zu reden. Ich will mich nicht verstecken und ich finde es wichtig, dass wir als Familie auch über solche Themen offen reden. Auch wenn das mal bedeutet, dass mein Sohn sich ekelt oder einen Witz über mich macht. Das finden die dann krass und eklig. Aber hey, all die Frauenmagazine sprechen immer von #selflove und dazu gehört eben auch, dass Du Dich für Deine kleinen Fehler nicht schämen musst.
21 Uhr –
Horror entspannt mich.
Stress ist nicht gut für Leute mit Inkontinenz. Darum sage ich immer: Nimm Dir Zeit. Nicht, weil Du weniger als alle anderen leisten kannst, sondern weil Du es verdienst. Nach dem Abendessen können die Kids Hausaufgaben machen oder Computer spielen. Und mein Mann kümmert sich um den Abwasch. Ich darf dann mal die Seele baumeln lassen. Für mich bedeutet das: Ein Hörbuch. Das kann gern spannend werden. Mein absoluter Liebling ist Stephen King – ja, richtig gelesen: Horror entspannt mich. Außerdem hatte Stephen King auch schon Blasenprobleme und ist damit klargekommen. Und das ist doch eine tolle Motivation. Ich habe doch lieber Angst vor Monsterclowns, als vor meiner Blase.
„Ich habe mehr Angst vor Monsterclowns, als vor meiner Blase.”